„Holidays“ sind „holy days“

Eine Oase in der Wüste
Ferienzeiten können wie Oasen in der Wüste sein. Solche Erholungszeiten braucht jeder Mensch - auch die Bibel wusste das. Bild: unsplash.com, Marie Potter

Es ist Ferienzeit – auf englisch Holiday, also „holy days“: heilige Tage. Gemeindereferentin und Bibliologin Silke Klemm hat deshalb einmal in die Bibel geschaut und danach gesucht, was das Buch der Bücher über Ferien und Urlaub sagt. Natürlich ist sie fündig geworden – auch wenn die Menschen der Bibel Urlaub im heutigen Sinne nicht kannten. Aber Erholung, die brauchte sogar Jesus!

Gerade in diesem Jahr brauchen wir alle dringend eine Pause – eine Auszeit – Urlaub eben.

Nach so viel Arbeit, die gar nicht wie gewohnt läuft, sondern uns täglich neu herausfordert, mit Homeschooling und Homeoffice, nach Angst vor Krankheit und Ansteckung, Existenzängsten und ständig neuen Regeln, ist es wichtig, auch einmal zur Ruhe zu kommen. Wir brauchen dringend etwas Abstand von all dem.

Nun sind die Ferien da – auf Englisch heißen sie übrigens „holidays“ – Heilige Tage. Heilig sind sie, weil sie anders sind als das, was wir täglich tun. Im optimalen Fall nehmen sie uns heraus aus dem Alltag. Sie öffnen Raum und Zeit für das, was wir gerade besonders brauchen und was wir im Alltag nicht so tun können, wie wir es uns wünschen.

Wie aber kann das gelingen, wenn doch gerade in diesem Jahr so vieles nicht möglich ist? Ein paar Anregungen dazu hält auch die Bibel bereit.

Hat Jesus eigentlich Urlaub gemacht?

Urlaub im heutigen Sinn kennt die Bibel zwar nicht, aber Erholung hat auch hier einen großen Stellenwert. Klar ist, dass wir Menschen nur dann wirklich kraftvoll und ideenreich unsere Aufgaben anpacken, wenn wir regelmäßig „offline“ gehen. So hat es auch Jesus gemacht. Er suchte zur Erholung immer gern die Abgeschiedenheit. Auch er brauchte hin und wieder Zeit zum Kraftschöpfen. Gleich nach seiner Taufe im Jordan zieht er sich zum ersten Mal zurück – nicht nur für einen Tag, sondern gleich für 40 Tage. Das war noch bevor er sich Gleichgesinnte suchte und mit Wundern und Heilungen berühmt wurde. Er ging in die Wüste, hatte Sand unter den Füßen, fastete und meditierte und widerstand den Versuchungen des Teufels. Diese Zeit tat ihm gut. Anschließend ging Jesus gestärkt und gefestigt die große Aufgabe an, den Menschen das Evangelium zu verkünden. „Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.“ (Lk 4,14)

Und auch später nahm sich Jesus immer wieder die Zeit, um etwas zur Ruhe zu kommen: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass Jesus auf einen Berg ging, um zu beten“ (Lk 6,12). Berge scheinen gute Orte für Auszeiten zu sein. So hoch oben hat man sofort das Gefühl, über den Dingen zu stehen und auch Gott ganz nahe zu kommen. Aber auch das Wasser hat in anstrengenden Zeiten eine Anziehungskraft und kann Ruhe bringen: „Jesus zog sich allein von dort mit dem Boot in eine einsame Gegend zurück.“ (Mt. 14,13)

Zum Weiterlesen

Wer einmal die Psalmen ins Urlaubsgepäck packen möchte, kein Problem: Sie sind klein und handlich und für viele Gelegenheiten nützlich. Wie? Diese Seite gibt Tipps und Anregungen!

Vielleicht müssen es ja auch bei uns nicht immer Strand und Meer und Urlaub unter Menschen sein, um Abstand von den Dingen zu gewinnen. Vielleicht reicht ein langer Spaziergang oder eine Auszeit im Garten oder auf dem eigenen Balkon? Und vielleicht ist das Heilige in diesen Tagen auch, dass wir einfach zu uns selbst finden und damit auch Gott näherkommen? Überlegen Sie sich doch mal: Wo und mit wem komme ich wirklich zur Ruhe? Womit gewinne ich Abstand von der Mühle des Alltags? Wie finde ich, was ich im Alltag vermisse?

Gott hat Ruhezeiten für sich und für uns geplant!

Manche Menschen haben leider kaum die Möglichkeit, sich längere Zeit am Stück für sich selbst frei zu nehmen. Sie meinen, sie müssen rund um die Uhr funktionieren und arbeiten. Das dritte Gebot (Dtn 5,12-15) fordert aber, wenigstens einmal in der Woche alles stehen und liegen zu lassen: am siebten Tag. Erklärt wird diese Regel, das Sabbatgebot, mit dem Hinweis auf die Schöpfungsgeschichte. Sechs Tage lang arbeitet Gott, erschafft Berge, Meere, Tiere, Pflanzen und Menschen. Anschließend legt er einen Ruhetag ein. So sollen es auch wir Menschen machen …

„Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde und das Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Deswegen hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn zu einem heiligen Tag gemacht.“ (Ex 20, 11)
Also heilige Tage und Auszeiten sind nicht nur etwas für lange Urlaubswochen. Auch im Kleinen schenkt uns Gott immer wieder eine Pause. Und das hat er bereits bei der Schöpfung am Anfang aller Zeiten so für uns geplant. Und er hat es in den Zehn Geboten verankert, die unser Zusammenleben regeln und die Menschen schützen sollen. Dietrich Bonhoeffer hat das einmal so formuliert: „Die Feiertagsruhe ist das sichtbare Zeichen dafür, dass der Mensch aus der Gnade Gottes und nicht aus seinen Werken lebt.“

Über die Autorin

Silke Klemm ist Bibliologin und angehende Bibliologtrainerin. Sie arbeitet als Gemeindereferentin im Bistum Osnabrück und ist zusätzlich beauftragt mit der Koordination der Regionalgruppe Bibliolog Nordwest (Emsland, Osnabrück, nördliches Münsterland) und Ansprechpartnerin für Bibliolog im Bistum Osnabrück

Erlauben wir uns also einfach einmal, alles alttägliche Tun zu lassen und genießen wir das Geschenk Gottes – die freien und heiligen Tage – egal ob im Urlaub oder an den Wochenenden. Denn wir brauchen Zeiten des Auftankens, Zeiten, in denen wir uns selbst und Gott begegnen oder einfach nur „die Seele baumeln lassen“. Übrigens: obwohl auch Gott Urlaub macht – ER ist immer für uns ansprechbar. „Dein Hüter schlummert nicht ein und schläft nicht“, sagt Psalm 121, 3-4.

Ich wünsche allen happy Holidays!