Irdisches Glück, himmlische Seligkeit

Vierblättriges Kleeblatt
Bild: unsplash.com, dustin-humes

Was macht glücklich? Liebe Menschen treffen, in den Urlaub fahren, gut essen, Sport und frische Luft, Partys und Erfolge feiern … Aber gibt es nicht noch mehr? Silke Klemm, Beauftragte für den Bibliolog im Bistum Osnabrück, hat in der Bibel nachgeschaut, was dort über Glück drinsteht – und ist fündig geworden:

Am 20. März ist Weltglückstag. Jedes Jahr. Aber wahrscheinlich war die Sehnsucht der Menschen nach Glück noch nie so hoch wie im Moment …

Wenn man 100 Personen fragt: „Was ist für dich Glück?“, dann gibt es vermutlich ebenso viele Antworten. Für manche hängt Glück von bestimmten Ereignissen oder materiellen Dingen ab, für andere bedeutet Glück die tiefe Zufriedenheit, die sie spüren, wenn sie mit sich und ihrem Leben im Reinen sind. „Glück besteht aus einem hübschen Bankkonto, einer guten Köchin und einer tadellosen Verdauung“, formulierte es der französische Philosoph Jean-Jaques Rousseau. Glück ist eine subjektive Wahrnehmung. Der Maßstab ist das eigene Empfinden. Das bedeutet auch, dass es kein Patentrezept zum Glücklich-Sein gibt.

Hufeisen im Stroh

Was aber schreibt die Bibel über Glück?  Fündig wird man vor allem im Alten Testament. Die wenigen Stellen, in denen das Wort „Glück“ vorkommt, sind hier immer auf Gott bezogen. Gott ist es, von dem das Glück kommt und der uns das Glück schenkt. Glücksforscher haben bestätigt, dass der Glaube an sich glücklich macht. Die Verbindung mit etwas Höherem, mit jemandem, der uns durch alle Widrigkeiten des Lebens begleitet und das Einfügen in ein großes Ganzes, das alles stiftet Sinn und Glück.

Ganz schön schlau dieser Kohelet!

Das wird bereits vor etwa 2300 Jahren im Buch Kohelet beschrieben: „Nicht im Menschen selbst gründet das Glück, dass er essen und trinken und durch seinen Besitz das Glück selbst kennenlernen kann. Ich habe vielmehr beobachtet, dass dies von Gottes Verfügung abhängt.“ (Koh 2,24). Weitere Übereinstimmungen mit der heutigen Forschung finden wir beim Thema Freude durch das eigene Tun: „Es gibt kein Glück, es sei denn, der Mensch kann durch sein Tun Freude gewinnen. Das ist sein Anteil.“ (Koh 3,22) Das zeigt noch einmal wie wichtig es ist, eine Arbeit oder eine Aufgabe zu finden, die dem Leben Sinn gibt. Ganz schön schlau dieser Kohelet!

Dass der Blick in die Bibel, das Wort Gottes, eine gute Idee ist, findet sich im Buch Josua bestätigt: „Über dieses Buch der Weisung sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genauso zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben.“ (Jos 1,8). Auch der Prophet Jeremia hat diese Erfahrung gemacht: „Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort wurde mir zum Glück und zur Freude meines Herzens“ (Jer 15,16). Ein guter Grund auch für uns, hin und wieder die Bibel aufzuschlagen und uns inspirieren zu lassen!

Weitere Infos

Silke Klemm ist Bibliologin und Bibliologtrainerin. Sie arbeitet als Gemeindereferentin im Bistum Osnabrück und ist zusätzlich beauftragt mit der Koordination der Regionalgruppe Bibliolog Nordwest (Emsland, Osnabrück, nördliches Münsterland) und Ansprechpartnerin für Bibliolog im Bistum Osnabrück.

Eine Ermutigung zur Selbstreflektion präsentiert das Buch der Sprüche: „Wer seine Sünden verheimlicht, hat kein Glück, wer sie bekennt und meidet, findet Erbarmen.“ (Spr 28,13). Es macht uns also glücklich, wenn wir uns mit Gott und den Menschen versöhnen und einen Neuanfang probieren. Diese Erfahrung haben schon Viele gemacht, die sich gerade in der Fastenzeit mit den eigenen Schattenseiten beschäftigen und sich bemühen, ihr Leben umzugestalten. Glücksforscher*innen bestätigen: Gläubige Menschen sind auch deshalb glücklicher, weil sie besser mit Krisen umgehen können. Der Philosoph Wilhelm Schmid spricht von der „Paradoxie des Glücks“: Ein Leben könne nur dann als glücklich empfunden werden, wenn der Mensch auch dessen Prüfungen akzeptiert und diese als Entwicklungschancen begreift. „Denen aber, die entscheiden, wie es recht ist, geht es gut; über sie kommt Segen und Glück.“ (Spr 24,25) Ja, wir fühlen uns gut, wenn wir schließlich das Richtige getan haben!

Der Kirchenvater Augustinus, der etwa 400 Jahre nach Christus lebte, hat sich viele Gedanken über Gott und das Glück gemacht. Er war sich sicher, dass der Mensch auf Erden nie das vollkommene Glück findet. Frühestens nach dem Tod – bei seinem neuen Leben mit Gott – stelle sich die wahre Glückseligkeit ein, erklärte Augustinus. Ist unser Glück also nur eine abgespeckte Version der Seligkeit im Himmel?

Mehr zur Bibel

Wer mehr über die Bibel lesen möchte: Hier geht es zu einem Text zum Thema Haare in der Bibel und hier einen über Dankbarkeit. Und natürlich gibt es auch das Bibelfenster auf der Bistumsseite!

Sollte das der Fall sein, gibt es im Neuen Testament eine wunderbare Anleitung dazu, wie man bei Gott „(glück-) selig“ werden kann. Und zwar von Jesus höchstpersönlich in den „Seligpreisungen“ (Mt 5, 3-12):

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen.
Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.

Was auch immer uns glücklich macht… Eines ist immer gleich: Man sieht es uns an! Glück zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht! „Zeichen eines Herzens in Glück ist ein fröhliches Gesicht.“ (Sir 13,26).