Könige und Königinnen für alle Zeit
In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Lukas 23,25b-43
Dieses Evangelium gehört zum Christkönig-Sonntag, der die letzte Woche im Kirchenjahr einläutet. Jesus Christus als König zu feiern, mag einem heutzutage altmodisch oder befremdlich vorkommen. Mit Königen haben wir es nicht mehr so, auch wenn sich durchaus viele für das Leben, Lieben und Leiden von Royals interessieren.
Die Einführung dieses jüngsten Hochfests der Kirche durch Papst Pius XI. im Jahr 1925 beinhaltete angesichts aufkommender totalitärer Bewegungen in Italien und anderswo auch ein politisches Statement: „Christus allein ist unser König – und niemand sonst!“ Während der Nazi-Diktatur verstanden viele Katholiken in Deutschland Christkönig als einen stillen Protest gegen den Führerkult. Die Botschaft bleibt aktuell: Vor keinem weltlichen oder kirchlichen Herrscher muss man in die Knie gehen; denn kein Mensch ist größer als andere, niemand hat mehr Würde als andere!
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So verstanden, ist das Christkönigsfest gerade nicht monarchistisch, sondern zutiefst demokratisch. Als Kinder Gottes haben alle Menschen Anteil an der Königswürde Christi; darum werden Täuflinge mit Öl gesalbt wie einst die Könige. Nicht nur die Leute, die an der Spitze stehen, sind Ebenbild Gottes, sondern alle Menschen; auch und gerade diejenigen, die am Boden liegen. „Heute ein König!“, damit wirbt die König-Brauerei; man muss dazu nur ihr Bier trinken. „Für alle Zeit seid Ihr Könige und Königinnen!“, dies ist uns von Christus zugesagt, einfach so – und das auch über den Tod hinaus für das Paradies, in dem vielleicht weder Milch und Honig fließen noch Bier, vielleicht aber auch doch und noch viel mehr!
Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik