Ab in den Kräutergarten!

„Gegen alles ist ein Kraut gewachsen“, sagt ein altes Sprichwort. Oder wie es der Arzt und Naturphilosoph Paracelsus im 16. Jahrhundert formulierte: „Alle Wiesen und Matten, Berge und Hügel, die sind Hergott’s Apotheke“. Das gilt auch heute noch: geübte Sammler können viele heimische Kräuter in Wald und Wiese und mit etwas Glück sogar im eigenen Garten finden!
Am 15. August beginnt mit „Mariä Himmelfahrt“ traditionell die Hochsaison für Kräutersammler. Denn in die Zeit bis zum Fest „Mariä Geburt“ am 8. September fallen die Tage, an denen Kräuter am schönsten blühen, am besten duften und angeblich auch die größten Heilkräfte entwickeln. Daher sollten die Kräuter und Pflanzen, die man den Winter über braucht, am besten in diesen Tagen gepflückt werden. Aber was hat die Gottesmutter mit all dem zu tun?
Tradition Kräuterweihe

An „Mariä Himmelfahrt“ feiern Christen den Glauben an die Aufnahme Mariens in den Himmel. Einer Legende nach besuchten die Jünger ihr Grab einige Tage nach ihrem Tod. Doch statt ihres Leichnams fanden sie im Grab nur wunderschön duftende Kräuter und bunte Wiesenblumen.
Die Tradition der Kräuterweihe ist schon vor der Verknüpfung mit dem Fest Mariä Himmelfahrt ein alter germanischer Brauch gewesen. Die Kirche hat diesen Tradition übernommen, um unter anderem auch den Übergang vom Heidentum zum Christentum zu erleichtern. Bonifatius, der Apostel der Deutschen, versuchte, die in Kräuterweihe auf einem Konzil im Jahr 743 zu verbieten. Als dieser Verbot scheiterte, wurde sie schließlich Marienbrauch. Seit 813 werden die Kräuter mit Erlaubnis der Kirchenoberen am Marienfest in der Kirche geweiht.
Für die traditionelle Kräuterweihe werden Sträuße aus Kräutern und Wiesenblumen, die sogenannten Kräuterbuschen, im Gottesdienst gesegnet. Die geweihten Pflanzen werden dann als Glücksbringer und zum Schutz vor Krankheiten und anderem Unheil im Haus aufgehängt. Früher wurden sie auch dem Viehfutter beigemischt oder als Tee zubereitet, um Krankheiten von Mensch und Tier fernzuhalten.
Heilkräuter und heilende Worte
Weitere Infos
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Die Anzahl und Art der Pflanzen im Kräuterbuschen ist nicht genau festgelegt. Manchmal sind es 7, 9 oder 12 verschiedene Kräuter, früher sollen es teilweise sogar 77 oder 99 verschiedene Arten gewesen sein – unter anderem auch Gräser, Getreide und essbare Blumen. Heute geht man meist von sieben einheimischen Gewächsen aus. Die Zahlen symbolisieren unter anderem die sieben Sakramente oder die sieben Schmerzen Mariens.
Oft dabei ist die flammend gelb blühende Königskerze. Ihre Blüten schmecken ein wenig nach Honig und sollen gegen Husten helfen. Dazu kommen häufig Kamille (deren Blüten als Tee gekocht Schmerzen Lindern und Entzündungen hemmen), Baldrian (hilft gegen Nervosität und Schlafstörungen) und Schafgarbe (löst Krämpfe und senkt den Blutdruck). Auch Johanniskraut (gilt als Stimmungsaufheller und ist gut fürs Verdauungssystem), Beifuß (soll gegen schmerzende Füße helfen) und Spitzwegerich (dessen Blätter bei Insektenstichen abschwellend wirken), findet man häufig in Kräutersträußen. Dill, Fenchel und Lavendel, Petersilie, Salbei, Johanniskraut, Pfefferminze, Ringelblumen – der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass es sich um heimische Pflanzen handelt und dass sie keine Dornen haben.
Und bei aller Sammel- und Gärtnerleidenschaft natürlich nicht vergessen: „Weder Kraut noch Wundpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt.“ (Weisheit 16,12)