Leben ist jetzt!
Schwestern und Brüder, wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen. Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind bei der Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen nichts voraushaben. Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt zur Begegnung mit dem Herrn. Dann werden wir immer beim Herrn sein. Tröstet also einander mit diesen Worten!
1 Thessalonicher 4,13-18

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Angst vorm Tod hatte ich nie. Ich war mir immer sicher, dass ich danach gut aufgehoben bin. Woher dieses Urvertrauen kommt, kann ich nicht sagen. Ich erinnere mich an hitzige Diskussion mit meinen Klassenkameradinnen, die dieses Vertrauen nicht verstehen konnten. Ich weiß noch, dass mich diese Furchtlosigkeit beschäftigte, sodass ich es einmal in einem Gespräch mit einem Priester erwähnte. Er gab mir folgendes Zitat mit: „Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Jemand, der mich verstand und mehr noch: der mich darin bestärkte, diese Hoffnung und diesen Glauben zu bewahren.
Paulus erzählt in der Lesung freimütig von dem Glauben an die Auferstehung, die wir alle durch Jesus erwarten dürfen. „Wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert, wie die anderen, die keine Hoffnung haben.“ (1 Thess 4, 13). Er sagt es ebenso mit dieser festen Gewissheit: Jesus lebt, also werden wir und alle anderen auch leben! Der Tod ist nicht das Ende, durch Jesus werden wir zur Gemeinschaft mit Gott geführt.
Ich würde mittlerweile sogar noch einen Schritt weiter gehen, und nicht nur an den Tod und das Leben danach denken. Denn, wenn die Hoffnung nur eine ist, die erst nach dem Tod wirkt und in Kraft tritt, dann ist sie hier und jetzt doch nichts wert. Das Leben ist doch jetzt! Und jemanden zu verlieren ist traurig und schmerzhaft. Doch diese Hoffnung ist eben nicht nur auf das danach ausgerichtet. Im Evangelium sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wir auf ewig nicht sterben“ (Joh 11,25-26).
„Glaubst du das?“ fragt Jesus Marta, dessen Bruder gerade gestorben ist. Ich stelle mir die Frage: Glaube ich, dass ich lebe? Glaube ich, dass ich auf ewig nicht sterben werde, weil ich durch den Glauben an Jesus das Leben habe? Leben heißt für mich alles. Alles fühlen, alles durchleben, das Gute wie das Schmerzhafte. In dem sicheren Wissen, dass da jemand ist, der es mit mir trägt. Durch den ich Hoffnung haben darf, auf ein erfülltes Leben. Nicht nur danach – sondern jetzt schon.
Maria Freitag