Licht und Dunkel im Alter
Ich bin 68 Jahre alt und feiere regelmäßig Gottesdienst mit einer Ordensgemeinschaft, deren Durchschnittsalter bei 75 Jahren liegt. Oft werde ich gefragt: Wie kannst du seit über 25 Jahren mit einem „sterbenden“ Ordenskonvent Eucharistie feiern? Der gebrochene Gesang, die kranken Schwestern, die Rollstühle, die von Demenz Betroffenen…
Es ist eigenartig: Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein. Ich gehe auf die 70 zu, bin selbst krank, habe Parkinson. Ich gehöre zu den Rentnern. Mein Alter sehe ich aber nicht nur als Last, was es sicher oft ist. Mein Zittern, das Nachlassen meiner Kräfte, verberge ich nicht. Vieles kann ich nicht mehr gestalten. Trotzdem sehe ich meinen augenblicklichen Lebensabschnitt als Gottesgeschenk – mit Chancen und Gefahren. Eine Gefahr ist es, vor der eigenen Lebenssituation die Augen zu verschließen, Krankheit zu überspielen und Jugendkult zu zelebrieren. Das möchte ich nicht.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Ich bin dankbar für die Möglichkeit, mit den Schwestern die Eucharistie feiern zu können. Ich interessiere mich für die Herausforderungen in unserer kleinen und großen Welt. „Inter-esse“, das heißt übersetzt „dazwischen sein“ – mit zunehmendem Alter gelassener und zurückhaltender. Ich habe Zeit für Gespräche, Besuche, Gebet und Lesen. Dabei gibt es nichts zu verklären oder zu beschönigen. Alter hat Licht und Dunkel.
Schaue ich mich in unserer kleinen Gottesdienstgemeinde um, kann ich schmunzeln. Mit unseren Krankheiten und Gebrechlichkeiten stützen wir uns gegenseitig.
Theo Paul, wir sind uns schon häufig begegnet! Meistens hatte ich eine Kamera vor dem Gesicht bei Anlässen wie Firmungen etc. in den Gemeinden Bohmte, Hunteburg und Lemförde. Bei mir steht bis Oktober noch eine „6“ vorne – und abgesehen von einer überstandenen Krebs-Erkrankung 2020 bin ich noch gut drauf. Jetzt muss auch noch ein E-Bike kommen, damit ich den Umgang damit rechtzeitig lerne.
Besonders gefallen hat mir diese Aussage: Ich interessiere mich für die Herausforderungen in unserer kleinen und großen Welt. „Interesse“, das heißt übersetzt „dazwischen sein“ – mit zunehmendem Alter gelassener und zurückhaltender.