Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst

Zwei Herzen auf Holz
Bild: pixabay.com, Bru-nO

In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen. 

Markus 12, 28b-34

 

Ich habe derzeit eine Praktikantin. Sie heißt Chantal und ist 14 Jahre alt. Ich müsste heute das Bibelfenster schreiben und denke so bei mir, dass ich das gut zusammen mit Chantal machen kann. Ähnlich wie im Evangelium stelle ich ihr Fragen: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ – was bedeutet das für Dich, Chantal?

Anders als Jesus, der im Evangelium direkt die richtigen Antworten nennt, muss Chantal ein bisschen länger darüber nachdenken. „Gar nicht so einfach, aber wenn alle Menschen nach diesem Gebot leben würden, würde jeder jeden annehmen, wie er ist, würde es wohl keinen Krieg und keinen Streit sondern Frieden geben …“, antwortet sie.

Das ist mir aber zu einfach – klingt so nach den typischen Antworten für den Religionsunterricht. Zusammen versuchen wir dem Thema konkreter auf die Spur zu kommen.

Ich frage Chantal, was sie sich denn immer mal so selbst Gutes tut. Sie macht gern Sport, schläft auch ganz gerne, gönnt sich manchmal eine spezielle Leckerei zu essen, kauft sich gerne schöne Klamotten oder auch mal Schmuck und ab und zu lernt sie sogar gerne! Zusammen überlegen wir nun den nächsten Schritt. Wenn das Dinge sind, wie sie sich selbst was Gutes tun kann, was würde das denn für andere Menschen, für den Nächsten bedeuten? Was braucht es, damit jede und jeder dieses Gute haben kann?

Damit sich jeder schöne Kleidung oder Schmuck kaufen kann, dafür braucht man entsprechendes Geld – also damit verbunden auch die Möglichkeit arbeiten zu können. Beim Essen ist es so ähnlich – dafür braucht man auch Geld oder überhaupt die Möglichkeit an die Nahrungsmittel ran zu kommen. Für Sport braucht es ja eigentlich nur die Motivation und Voraussetzung sich bewegen zu können – teuer wird es da ja nur, wenn es bestimmtes Equipment oder Plätze etc. braucht. Um Freude am Lernen zu haben, braucht man gute Lehrer und ein gutes Bildungssystem. Und für guten Schlaf braucht es neben einem Bett ggf. in einem Haus auch ein sicheres Umfeld, damit man eben ruhig schlafen kann …

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Jetzt haben wir schnell gemerkt, wie kompliziert das alles ist, wenn man weltweit für die gesamte Menschheit denkt. Aber diese Erkenntnis ist wichtig, weil man sowas mitbedenken muss, wenn man z.B. Politik mitbestimmt und wählen geht oder durch andere Handlungsweisen Verantwortung für die Gesellschaft übernimmt. Und trotzdem ist auch das ganz konkrete Miteinander mit seinen Freunden, Bekannten, der Familie und seinem Umfeld gemeint. Mit allen soll man so gut umgehen, wie mit sich selbst. Was das konkret bedeutet? Überlegen Sie doch mal, so wie Chantal und ich …

Pastoralreferentin Eva Schumacher