Manchmal muss man sich erinnern lassen …

gemalte Taube
Mit freundlicher Erlaubnis der Künstlerin Beate Klein, Straelen Bild: Beate Klein

Irgendwie ist in diesem Jahr grad ein bisschen viel Karfreitag: der Krieg in der Ukraine und das Leid der Geflüchteten, immer noch spukt Corona irgendwie umher, wieder mal sind in den Geschäften Regale leer, die Preise für Energie und Lebensmittel explodieren, die Zeichen des Klimawandels werden immer bedrohlicher, die Schlagzeilen über Missbrauch in der Kirche reißen nicht ab, … und die letzten zwei Jahre waren ja auch schon nicht so ganz ohne.

Da bekam ich in diesen Tagen eine Karte, eine Taube mit einem blühenden Mandelzweig im Schnabel. Und diese Karte hat mich erinnert:

„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?“

Im Evangelischen Gesangbuch findet man dieses neue geistliche Lied – als Textautor steht darunter Schalom Ben Chorin, übersetzt: „Friede – Sohn der Freiheit“. Und er schrieb diese Zeilen nicht mal einfach so hin, weil es sich so nett anhört. Er wurde 1913 in München als Fritz Rosenthal geboren, unter der Diktatur der Nationalsozialisten schikaniert und wanderte 1935 nach Palästina aus. Dieses Gedicht mit dem Titel „Das Zeichen“ verfasste er 1942 – als der Zweite Weltkrieg tobte und die Judenverfolgungen in seiner alten Heimat einen traurigen Höhepunkt fanden. Und mitten in all diesem Chaos der Welt glaubt er doch an das Leben:

Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit, achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit. Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht, doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht. Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Er hat diesen Text damals in Deutsch geschrieben, in der Sprache, in der er zuhause war. Für ihn war der blühende Mandelzweig ein Zeichen für das Leben inmitten des Todes und aller Vernichtung und Grausamkeiten. Er glaubte daran.

Die Karte hat mich daran erinnert. Draußen im Garten blüht unser kleines Mandelbäumchen, allen Karfreitagen zum Trotz. Tod, Krieg und Vernichtung werden nicht das letzte Wort haben, das letzte Wort hat immer das Leben, hat die Liebe. Das ist Auferstehung.

An Ostern erinnern wir uns daran. Und je mehr Karfreitag um uns herum und vielleicht auch in uns ist, umso wichtiger ist es. Der Mandelzweig blüht. Christ ist erstanden!

In dem Sinn: l’chaim! Op dat Leven! Auf das Leben!! Und: Gesegnete Ostern!

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2 Kommentare zu “Manchmal muss man sich erinnern lassen …

  1. Wäre es technisch möglich die Blogbeiträge mit dem whatsapp-Button zu versehen um sie problemlos weiter versenden zu können?
    Hier stecken ja immer viele gute Gedanken in den Beiträgen, so kann man diese dann gut verbreiten.

    1. Hallo! Leider ist das nicht möglich, weil wir aus Datenschutzgründen keine Button von WhatsApp in die Seite des Bistums integrieren möchten. Ich hoffe, Sie teilen die Blogbeiträge trotzdem gerne weiter per Link! Herzliche Grüße! Annike Ehrbar (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Osnabrück)

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