Mein China-Besuch
So hoch habe ich noch nie geschlafen. Es war im 21. Stock eines Hotels in der chinesischen Provinzstadt Pingliang.
Die Welt „von oben“ wahrzunehmen, ist eine ständige Versuchung. Ein „oberflächlicher“ Besuch aber sollten die Tage mit Misereor in China nicht sein. Unsere Gruppe hatte sich vorgenommen, die Initiativen und Projekte zu besuchen, die seit Jahren von Misereor in dem ostasiatischen Schwellenland gefördert und begleitet werden.
Oberflächlich betrachtet, fallen die Hochhäuser ins Auge, die ICE-Neubaustrecken, der landesweite Ausbau des Flugverkehrs, der Ausbau der Wasserversorgung, aber auch die zunehmende Luftverschmutzung und der Smog. China expandiert auf den ersten Blick.
Mit Misereor sind wir mit anderen Realitäten konfrontiert worden. Wie viele Hochhäuser stehen leer, weil der Wohnraum nicht zu bezahlen ist? Welche Wasserverknappung lösen auf Dauer Tiefbrunnen aus? Wie sieht es aus, wenn gigantische Staudammprojekte zu Verwerfungen in der Wasserversorgung führen? Wie wirken sich industrielle Flussverschmutzungen für die Trinkwasserversorgung in China aus? Fragen über Fragen. Wie kann eine weitere Landflucht verhindert werden? Gibt es für die Armen in China Ansprechpartner, die ihnen helfen, ihre Rechte einzuklagen?
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Durch Misereor habe ich Frauen und Männer kennengelernt, die sich für die Würde und Achtung von Menschen mit Behinderungen einsetzen. In einem muslimisch geprägten Dorf wird versucht, über die Züchtung von Kühen eine Lebensgrundlage zu gewährleisten. In Pfarrgemeinden werden Sozialzentren eingerichtet, um Menschen in ihren Alltagssorgen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. In spannungsreichen Rahmenbedingungen versuchen Christen, in verschiedenen Bereichen für Glaube und Gerechtigkeit einzutreten.
Es hat mich beeindruckt und ermutigt, was im Reich der Mitte mit Hilfe von Misereor geschieht.