Mein Garten

Garten
Bild: Johannes Wübbe

Hängematte, Schmetterlinge, was ’ne schöne Zeit
Die meisten Dinge starten immer winzig klein
Ich will einfach nur noch Sachen wachsen sehen
Nehm‘ mir die Zeit und verpass‘ die Tagesthemen
Die Kriege in mir werden alle still
Weiß gar nicht mehr, was man da draußen alles will
Blumen sind Graffiti, die Natur fängt an zu sprühen
Wusstest du? Es gibt eintausend Töne grün

(aus dem Lied „Garten“ von Gentleman)

 

Diese zufällig aufgeschnappten Zeilen aus dem Lied „Garten“ von Gentleman haben mich durch die sommerlichen Temperaturen in den letzten Tagen begleitet und klingen in mir nach. Einerseits, weil die melodischen Reggae-Klänge nur allzu gut zur allgemeinen Sommerstimmung, der Freude über die Wiederöffnung der Außengastronomie und die gelockerten Kontaktbeschränkungen passen. Und anderseits, weil ich den eigenen Garten als Ort durchzuatmen und abzuschalten, wie es besungen wird, schätze.

Zudem: Ist die Faszination für das Wachsen und Reifen, für die Vielfalt der Farben und Gerüche nicht auch sehr biblisch?

Alles begann, so heißt es in der Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis, in einem Garten: „Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte“ (Genesis 2,8). Dort wurde die Sehnsucht des Menschen nach einem friedlichen Zusammenleben, nach gelingenden Beziehungen von Mensch, Tier und Natur grundgelegt.

Vielleicht ist auch deswegen der eigene Garten für viele ein Sehnsuchtsort. Und doch ist der Garten keine Trutzburg gegen die Wirklichkeit, sondern vielmehr ein Ort, an dem wir vieles wiederentdecken können, was wir in der Geschäftigkeit des Alltags ab und an aus dem Blick verlieren.

Über den Autor

Johannes Wübbe ist Weihbischof im Bistum Osnabrück. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn beschäftigt – in seinen Blogbeiträgen können Sie das verfolgen.

Ein erstes Stichwort: der Begriff „Vielfalt“: In keinem Garten wächst und gedeiht alles gleich schnell und gleich gut. Manche Pflanzen brauchen mehr Schatten und intensivere Pflege als andere. An manchen Stellen blühen Blumen in prächtigen Farben, an anderen wächst das Gemüse unter der Erde. Und wieder andere Flächen liegen umgegraben brach, um sich zu regenerieren. Wie bereichernd ist diese selbstverständliche Vielfalt, die das bunte Bild eines Gartens ausmacht! Wäre das doch auch selbstverständlich für unsere Gesellschaft …

Damit verbunden ist für mich auch die Grundhaltung der Dankbarkeit: Auch wenn ein Garten viel Arbeit, mühevolle und schweißtreibende Stunden und liebevolle Pflege bedeutet, habe ich nicht alles in der Hand: Die Pflanzen muss ich am Ende eben doch einfach wachsen lassen –“Einfach warten, bis die Sachen Früchte tragen“, singt Gentleman. Das Wachsen und Gedeihen der Pflanzen liegen nicht gänzlich in den Händen von uns Menschen.

So ist es auch oft im Leben. Auch dort gibt es Dinge, die brauchen Zeit, da hängt nicht alles von mir allein ab …

So ist der Garten für mich ein Ort der Dankbarkeit für all das, was uns im Leben von Gott geschenkt wird.

Der Garten ist ein guter Flecken der Erde, als Lebens- und Glaubensinspiration, der mich zudem ganz eigen an das Thema Bewahrung der Schöpfung erinnert.

 

Hier geht’s zum Lied:

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