Meine Last ist leicht

Frau steht am Meer
Bild: unsplash.com, Fuu J

Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

Matthäus 11, 28-30

 

Jesus nahm seine sprachlichen Bilder gern aus der Alltagswelt seiner Hörerschaft. Ein Beispiel ist das Joch, das hier gleich zweimal erwähnt wird. Den Menschen war dieser Begriff absolut vertraut. Zum einen aus der Landwirtschaft: Den Arbeits- und Zugtieren, zumeist Ochsen, wurde eine Holzstange – eben das Joch – über den Nacken gelegt. Mit Stricken und Riemen konnte man die kräftigen Tiere dann untereinander und mit dem Ackergerät verbinden. Zum anderen kannten die Zuhörer Jesu das Joch auch im übertragenen Sinn als gewaltsame Unterjochung. So bezeichneten die Schriften des Ersten Bundes die Unterdrückung Israels durch feindliche Völker als Joch, das Israel auferlegt war, unter dem es leben und leiden musste. Andererseits galt das demonstrative Zerbrechen des Jochs als Sinnbild der Befreiung (siehe Jesaja 9,3).

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Das Neue Testament kritisiert mehrfach die zahlreichen und starren Gesetze und Vorschriften Israels als Joch. Gleich im Anschluss an die Worte Jesu von den Mühseligen und Beladenen wird es im Matthäus Evangelium einen heftigen Streit geben um Jesu barmherzige Auslegung der Sabbat-Gebote (Matthäus 12,1-21). Das schöne Wort Jesu – „mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ – führt also mitten in harte und schwere Auseinandersetzungen mit jüdischen Schriftgelehrten und Pharisäern. Von ihnen sagt Jesus: „Sie schnüren schwere und unerträgliche Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, selber aber wollen sie keinen Finger rühren, um die Lasten zu bewegen.“ (Matthäus 23,4)

Jesus lebt dagegen, was er sagt. Er lädt die Mühseligen und Beladenen ein, seinen Weg zu gehen. „Kommt alle zu mir…“ – Dazu zitiert Jesus den Propheten Jeremia aus der hebräischen Schrift: „Fragt, wo der Weg zum Guten liegt; geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (Jeremia 6,16)

Ein Wort, das auch dem aktuellen synodalen Weg der Kirche in Deutschland Mut machen kann. Paulus formuliert es kämpferisch: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1)

Gerrit Schulte, Diakon