Mit dem Drachen tanzen …

beleuteter Tiger und Drache
Bild: unsplash.com, Mathew Schwartz

Der Virologe Christian Drosten hat ja vor einigen Tagen den aktuellen Umgang mit dem Corona-Virus als „Tanz mit dem Tiger“ beschrieben – und dass man schauen müsse, wo man „die Leine ein wenig lockern kann, ohne dass das Tier gleich über einen herfällt“. Ein Tiger an der Leine?

„Tiger“ kommen in der christlichen Kunst nicht vor – aber Drachen. Die stehen in den alten Bildern, Legenden und Geschichten für das „Böse“ und die Mächte des Todes. Und Corona ist sozusagen ein Drache des 21. Jahrhunderts.

Wie aber geht man jetzt mit Drachen um? Wenn wir mal auf unsere Heiligen schauen, also unsere großen Brüder und Schwestern in Sachen Glauben, lassen sich zwei mögliche Wege erkennen:

Der Heilige Georg tötet den Drachen und vernichtet ihn. Das Dumme ist – der „Drache Corona“ lässt sich nicht so einfach umbringen. Auch wenn manche Staatschefs das gerne hätten …

Der Heilige Georg arbeitet zwar dran, braucht aber noch etwas Zeit. Und es ist, zugegeben, ja auch etwas schwierig, mit einer großen Lanze einen so kleinen Virus zu treffen.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Aber es gibt auch die Heilige Margareta. Sie gehört, wie der Heilige Georg, zu den 14 Nothelfern, einer Gruppe von Heiligen, die schon im 9. Jahrhundert für so ziemlich alle menschlichen Lebenslagen „zuständig“ waren. Auch ihr wird in der Kunst gelegentlich ein Drache zur Seite gestellt – aber sie führt ihn an der Leine, hat ihn gezähmt, „unter Kontrolle“.

Das Virus können wir im Moment nicht ausrotten. Deshalb werden wir lernen müssen, mit dem „Corona-Drachen“ zunächst einmal zu leben. Das Virus „an der Leine zu halten“, unter Kontrolle … immer im Wissen darum, dass auch scheinbar gezähmte Drachen immer unberechenbar bleiben. Und da könnte die Heilige Margareta uns jetzt vielleicht wirklich helfen. Sie weiß, wie das geht.

Zwei verschiedene Möglichkeiten, mit dem Drachen umzugehen – interessanterweise stehen ein Mann und eine Frau für diese verschiedenen Wege. Psychologisch macht das Sinn. Das „männliche“ Prinzip steht für Konfrontation – ich stelle mich dem Drachen gegenüber und bekämpfe ihn. Das „weibliche“ Prinzip akzeptiert erst einmal, dass es den Drachen gibt – und „integriert“ ihn in das Leben. Und ich vermute mal, das werden wir mit Corona auch tun müssen.

Klar, das sind archetypische Bilder – auch Männer können „weiblich“ reagieren und Frauen „männlich“. Aber deutlich wird daran, dass wir beide „Prinzipien“ brauchen. Es reicht nicht aus, mit dem Virus leben zu lernen, sich zu arrangieren – es braucht auch den entschiedenen Kampf dagegen. Aber genauso notwendig ist es, Wege zu finden und zu entdecken, wie Leben trotz und mit Corona in einer guten Weise gehen kann.

Ach ja, es gibt übrigens noch einen dritten Weg, wie man mit Drachen umgehen kann – man kann sie komplett ignorieren, leugnen oder kurzerhand als Schoßhündchen bezeichnen. Okay. Kann man natürlich machen.

Aber ich könnte mir vorstellen, dass sich der Drache in dem Fall schon ganz genüsslich die Pfoten schleckt …

Andrea Schwarz

 

8 Kommentare zu “Mit dem Drachen tanzen …

  1. Liebe Andrea, immer wieder schön, von Dir zu lesen … 🙂 … danke für die Erinnerung an diese Nothelferin und ihre clevere Art …

    1. Liebe Anita,
      danke für die schöne Rückmeldung! Und ich glaube, da gibt es schon noch ein paar starke Frauen in der Geschichte unserer Kirche, die auf ihre „Entdeckung“ warten! Und die uns aktuell durchaus etwas zu sagen haben…
      Liebe Grüße – und munter bleiben!
      Andrea

  2. Liebe Andrea,
    Ein sehr guter Vergleich, wie wir mit dem Virus umgehen sollten.
    Mein Mann meint dass das eine typisch weibliche Sicht ist.
    Viele Grüße von Georg und Margret

    1. Lieber Georg, liebe Margret,
      naja, bei d e n Namenspatronen habt Ihr ja ganz sicher viel Erfahrung, wie das Miteinander der beiden Prinzipien gehen kann! 🙂
      Denn auch „männlich“ und „weiblich“ sind ja dazu eingeladen, miteinander das Leben zu tanzen! Viel Freude daran – und wenn Ihr wichtige Erkenntnisse habt, dann lasst uns daran teilhaben!
      Mit lieben Grüßen,
      Andrea

    1. Vielen Dank!!! Das nennt man nun wirklich eine sehr aktualisierte Variante!
      Liebe Grüße aus dem Norden nach Frankfurt – bitte auch an die hl. Margareta und den hl. Georg! Und über das Pferd könnte man ja gelegentlich auch nochmal nachdenken…

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