Mit Mut und Hoffnung gegen Rechtsextremismus

Schild mit einem Herz
Bild: unsplash.com, Mika Baumeister

Ausgerechnet am 1. September gewinnt mit der AfD in Thüringen eine gesichert rechtsextreme Partei eine Landtagswahl in Deutschland. Ihr Spitzenkandidat Björn Höcke ist gerichtlich verurteilt wegen der Verwendung einer verbotenen SA-Parole in mehreren politischen Reden. Ausgerechnet am 1. September holt in Sachsen dieselbe Partei mehr als 30 Prozent der Stimmen. Die jüdischen Gemeinden in Sachsen bezeichnen die AfD als ernstzunehmende Gefahr für die Demokratie. So tief im Westen können wir im Bistum Osnabrück nicht sein, dass uns der politische Osten nicht interessieren würde.

Der 1. September ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland der Weltfriedens- und Antikriegstag. Dieses Gedenken hat schon in der DDR eine tiefe Verwurzelung. Hier wurde 1946 zum „Weltfriedenstag der Jugend“ aufgerufen. In der Bundesrepublik stand der 1. September seit 1957 im Zeichen des Gedenkens an den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Hochrangige AfD-Politiker rufen zum Stolz auf die deutsche Wehrmacht auf, halten Hitler und die Nazis für einen „Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ und bezeichnen das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin als „Denkmal der Schande“ im Herzen der Hauptstadt.

Ganz ehrlich: Ich mache mir Sorgen um Deutschland, um gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt, Dialog und Verständigung in unserem Land.

Ich glaube nicht, dass der Krieg nur von den Großen, von den Regierenden und Kapitalisten gemacht wird. Nein, der kleine Mann ist ebenso dafür. Sonst hätten sich die Völker schon längst dagegen erhoben! Im Menschen ist nun mal ein Drang zur Vernichtung, ein Drang zum Totschlagen, zum Morden und Wüten, und solange die ganze Menschheit, ohne Ausnahme, keine Metamorphose durchläuft, wird Krieg wüten, wird alles, was gebaut, gepflegt und gewachsen ist, wieder abgeschnitten und vernichtet, und dann fängt es wieder von vorne an.

Die das schreibt, ist ein junges Mädchen, in Frankfurt am Main geboren, in Amsterdam aufgewachsen, 1945 in Bergen Belsen umgebracht. Anne Frank. Sie wird heute vor 80 Jahren, am 3. September 1944, im letzten Transport vom Durchgangslager Westerbork in den deutsch besetzten Niederlanden nach Auschwitz deportiert. Was sie über den Menschen und seinen Drang zu Unfrieden und Hass schreibt, könnte mich vollends mutlos machen.

Über den Autor

Dominik Blum ist Pfarrbeauftragter in der katholischen Pfarreiengemeinschaft im Artland. Zusammen mit seiner Frau hat er vier erwachsene Kinder. Die besten Einfälle, wenn es um Gott und die Welt geht, kommen ihm im Wald mit seinem Labrador Oscar oder bei Whiskey und Rockmusik.

Doch dieses junge Mädchen war nicht mutlos. Angesichts rechtsextremer, spalterischer Tendenzen in meinem Land lerne ich zwei Lektionen von Anne Frank:

Man lernt die Menschen erst gut kennen, wenn man einmal richtigen Streit mit ihnen gehabt hat. Erst dann kann man ihren Charakter beurteilen!

Also will ich mich streiten mit den Rechten, allen Spaltern und Populisten, Sektierern und Hate-Speech-Fetischisten. Um sie besser kennen zu lernen, um sie zu widerlegen und in die Schranken zu weisen. Und:

Ich kann das Leiden von Millionen spüren und dennoch glaube ich, wenn ich zum Himmel blicke, dass alles in Ordnung gehen und auch diese Grausamkeit ein Ende finden wird und dass Ruhe und Frieden wieder einkehren werden.

Weitere Infos

  • Wer mit Kindern und Jugendlichen zu Anne Frank arbeiten will, findet auf den Seiten des „Anne Frank House“ Material in mehreren Sprachen – darunter frei zugängliches Videomaterial, das von der Idee ausgeht, Anne hätte nicht Tagebuch geschrieben, sondern mit einer Handy-Kamera einen Vlog geführt.
  • Mehr zum Thema Vorurteile erkennen und überwinden lesen Sie hier.

Diese Hoffnung gebe ich nicht auf, den Blick wende ich nicht vom Himmel ab, den Herrn des Himmels will ich weiter bestürmen, dass Ruhe und Frieden wieder einkehren werden.