Ökumene macht stark
Es ist ökumenischer Stadtkirchentag. Heute sind Unterschiede mal nicht schwierig, sondern gefragt. Nicht, um sich zu zanken oder zu profilieren, sondern um die Vielfalt der Kinder Gottes unter der Sonne zu sehen. Die scheint zur Freude aller wirklich tüchtig, in der Stadt summt und brummt es, Menschen essen Eis, trinken Cappuccino und viele schauen sich in den vielen offenen Kirchen um.
Ich sitze auf einem Podium in der reformierten Bergkirche. Ein altreformierter Pfarrer, ein griechisch-orthodoxer Priester, eine evangelisch-lutherische Pastorin und ich als katholische Seelsorgeamtsleiterin diskutieren über das Thema Synodalität. Auf gut deutsch: Wie kann es gelingen gemeinsam zu beraten und gemeinsam zu entscheiden. Wir werden gefragt: „Was kann Ihre Kirche zum Thema Synodalität beitragen? Was können die anderen Kirchen von ihnen lernen?“ Ich bin perplex. Von uns Katholik*innen? Zu diesem Thema? Hier stecken wir wirklich noch in den Kinderschuhen. Wir haben mit dem Synodalen Weg allenfalls schon mal geübt, aber stolpern doch noch mächtig. Bei uns beraten vielleicht viele, aber entscheiden, das tun nur einige wenige. Immer wieder bekommen wir diesen Vorwurf zu hören, wir wollten mit unseren Versuchen die evangelische Kirche kopieren. Was um Himmels Willen soll ich auf diese Frage sagen!
Über die Autorin
Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.
Da springt mir ausgerechnet die lutherische Pastorin zur Seite: „Dafür beneide ich die Katholik*innen. Bei ihrem Synodalen Weg lagen die großen relevanten Themen auf dem Tisch. Hier ging es wirklich um was. Synodalität bei uns ist dagegen oft eher langweilig.“ Ich staune und sehe auf einmal den ganzen Trouble in einem anderen Licht. Es stimmt! Egal wie man die Ergebnisse unserer Gehversuche beurteilen mag, wir hatten Mut und Elan und Kraft genug, die ganz großen Themen anzupacken. Auch wenn viele die Beschlüsse im Einzelnen nicht zufrieden stellen, diese Erfahrung bleibt nicht folgenlos. In der Schlussrunde werden wir gebeten, den Satz zu ergänzen: „Synodalität ist für mich …“ Ich sage stolz und mit dieser geschwisterlichen Ermutigung im Rücken: „… den ganzen Reichtum des Volkes Gottes zu entdecken!“