Osterlachen – einmal anders
Eigentlich ist es eine gute alte katholische Tradition, dass der Priester während der Predigt am Ostersonntag die Gemeinde wenigstens einmal zum Lachen bringen soll – sozusagen als Zeichen der Freude über die Auferstehung und die Erlösung. Mancherorts ist dieser Brauch noch lebendig, und sei es nur dadurch, dass der Pfarrer in seine Predigt einen entsprechenden Witz einbaut.
Von einem ganz anderen „Osterlachen“ bekam ich aber vor einiger Zeit erzählt. Es war in einer kleinen Gemeinde im Badischen vor einigen Jahren. Feierliches Hochamt, mit Kirchenchor und viel Weihrauch – so wie es sich eben eigentlich an Ostern „gehört“, wir es aber dieses Jahr schon zum zweiten Mal nicht feiern konnten. Während der Kommunion wurden gefärbte Ostereier hereingebracht, die dann vom Priester gesegnet und von Mitgliedern des Pfarrgemeinderates nach dem Gottesdienst an die Gläubigen ausgeteilt werden sollten – wie gesagt, vor Corona-Zeiten.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Den Priester müssen diese Körbe voll Ostereier aber so beeindruckt haben, dass er kurzerhand den feierlichen Schlusssegen abwandelte und betete: „Der allmächtige Gott bewahre euch vor einem erhöhtem Cholesterinspiegel und allem Bösen …“. Die Gläubigen stutzten kurz, ein Lachen ging durch die Bankreihen – und schmunzelnd verließen sie die Kirche.
Ja, warum eigentlich nicht? Warum dem Bösen, vor dem uns Gott bewahren soll, nicht einen konkreten Namen geben? Unsere liturgische Sprache ist manchmal so hoch und so groß, dass jeder dazu nett nicken und zustimmen kann – aber damit bleibt es auch fern und unverbindlich. Und wenn der „erhöhte Cholesterinspiegel“ dabei geholfen hat, dass der eine oder andere Gläubige an diesem Ostersonntag vielleicht darüber nachgedacht hat, was denn ganz konkret in seiner Situation das „Böse“ ist, wovor ihn Gott eigentlich bewahren soll, dann wäre es nicht nur ein nettes „Osterlachen“ über irgendeinen Witz gewesen, sondern durchaus ein wichtiger Impuls, das eigene Leben in den Blick zu nehmen und dem „Bösen“ einen Namen zu geben.
Und im Jahr 2021 kann „das Böse“ durchaus „Ansteckung durch Corona“, „Quarantäne“, „Homeschooling“ und „Existenzbedrohung“ heißen.
Möge Gott uns davor bewahren.