Paukenschlag aus Rom

zwei Frauen küssen sich
Bild: unsplash.com, Tallie Robinson

Paukenschlag aus Rom: Papst Franziskus fordert im Dokumentarfilm des russischen Regisseurs Evgeny Afineevsky Rechtssicherheit für gleichgeschlechtliche Paare: „Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben. Sie sind Kinder Gottes und haben das Recht auf eine Familie“, sagt er. Und: „Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht.“

Das ist noch keine Revolution und doch ein gewaltiger Schritt. Weil aus der Mitte der Kirche erstmals klare Worte in dieser Sache kommen, nachdem bisher gleichgeschlechtliche Partnerschaften entweder angefeindet oder im besten Fall ignoriert wurden.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist zuständig für die Ehe- und Familienseelsorge. Natürlich liegen ihr diese Themen besonders am Herzen – aber nicht nur. Sie hat im Alltag ein wachsames Auge. Denn dort trifft sie auf große Dinge oder nur scheinbar kleine Nebensächlichkeiten.

Diese Sätze werden für Aufregung innerhalb der katholischen Kirche sorgen – und das ist gut so. Denn es ist nicht mehr erklärbar, warum gleichgeschlechtlich Liebende anders behandelt werden sollten als gegengeschlechtlich Liebende. Liebende sind sie schließlich alle. Und eben diese Liebe müsste in den Augen der allermeisten Menschen das Kriterium sein, an dem Partnerschaften gemessen werden. Warum sich die katholische Lehre mit Homosexualität so schwertut, ist ziemlich kompliziert und hat mit der Fähigkeit zu tun, Nachkommen zu zeugen. Klar aber ist, dass sich das Zweite Vatikanische Konzil bereits auf den Weg gemacht hatte, der Liebe mindestens genauso viel Bedeutung einzuräumen, wie der Möglichkeit, Kinder zu bekommen – für heterosexuelle Paare. Seit dem Konzil ist die Ehe kein „Vertrag“ mehr – wie sie es lange gewesen ist – sondern ein „Bund“. Heute kaum nachvollziehbar, aber Mitte der sechziger Jahre war dies für die katholische Kirche ebenfalls ein wichtiger Schritt gewesen.

In Deutschland haben wir seit Juni 2017 die gleichgeschlechtliche Ehe. Das Gesetz, das Papst Franziskus einfordert, ist hierzulande also schon da. Woran wir jetzt arbeiten müssen, ist eine Möglichkeit, dass gleichgeschlechtlich Liebende gesegnet werden kann – offen, weitherzig und sichtbar für alle.

 

Ein Kommentar zu “Paukenschlag aus Rom

  1. Es ist für mich und meine Frau wohltuend, einen solchen Kommentar auf der Internetseite eines katholischen Bistums lesen zu können. Gleichwohl wissen wir, dass sich hier eine Tür nur einen Spalt geöffnet hat und die Kräfte, sie wieder zu schließen, groß sind.
    Das Evangelium des heutigen Sonntags fordert auf, zu den Menschen zu gehen, nicht sie auszugrenzen.

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