Raum für Heimat
Mitten im Rummel der Vorweihnachtszeit, die gerade in diesem Jahr von Herausforderungen nur so strotzt – Krieg, Klimawandel, Corona, Kirchenkrise – erlebe ich eine Begegnung der besonderen Art. Eine große Schar ukrainischer Kinder mit ihren Müttern kommt zu mir. Sie singen ukrainische Advents- und Weihnachtslieder in ihrer traditionellen Kleidung und bringen einen Glanz und eine Freude ins Bischofshaus, wie ich es nicht ahnen konnte, als ich den Termin annahm.
Die Lieder, die Begegnung, das Miteinander, die Gespräche haben mich tief (an-)gerührt bis hin zu einer leisen Träne, als ich mir vorstellte, wie ihre Väter und Ehemänner im Krieg die Freiheit ihres Heimatlandes verteidigen.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist Bischof des Bistums Osnabrück und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode im Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Einige Frauen sind erst vor wenigen Tagen mit ihren Kindern nach Deutschland gekommen. Die griechisch-katholischen Ukrainer, die schon länger hier leben, und ihr Priester geben ihnen guten Halt und gute Begleitung. Ein wenig wie bei der Herbergssuche in der Weihnachtsgeschichte suchen sie nun gemeinsam mit den Neuankömmlingen einen Raum für sich – einen Raum nur für sich und ihre Treffen, einen Raum wie ein Stück Heimat, der nicht ständig eingeschränkt wird etwa durch die begrenzten Zeiten eines norddeutschen Pfarrheimbetriebs.
Die Zahl der geflüchteten Frauen und Kinder wird noch steigen. Die Gründe dafür sind schrecklich. Lassen wir die Menschen nah an uns heran und in unsere Mitte! Sie sollen Solidarität und Hilfe erfahren, damit ihre Situation für sie annehmbarer wird und sie Hoffnung und Zuversicht nicht verlieren.
Das war sicher eine tolle Begegnung für den Bischof. Darüber hat er sich sicher sehr gefreut.
Auch ich möchte dem Bischof hierüber ein frohes, gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest aus Lippstadt wünschen.