Reformen und Reformationen
Papst Franziskus wird zum Reformationsgedenken am 31. Oktober in Lund (Schweden) sein. In den Monaten danach werden wir auf vielfältige Weise an das Reformationsgeschehen vor und in den vergangenen 500 Jahren erinnert. Auch die Freiheitsgeschichte Europas hängt damit zusammen.
Am 19. November erinnert uns die Kirche an das Lebens- und Glaubenszeugnis der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231). Sie hat vor Martin Luther auch auf der Wartburg gelebt. In einer handschriftlichen Notiz drückt Martin Luther seine hohe Wertschätzung für die heilige Elisabeth aus. Als Landgräfin hatte sie Einfluss und Autorität. Sie ließ sich aber von den Reformbewegungen des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus anstecken. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten schloss sie sich der franziskanischen Armutsbewegung an. Elisabeth – die Frau, die Christin der Praxis, der Tat – hat eine andere Reformation eingeleitet. Sie war die Reformatorin der Nächstenliebe. Ihre Solidarität mit den Armen ist aus einer tiefen Verwurzelung in der Liebe zu Christus zu verstehen (vgl. Gal 2,20).
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
300 Jahre später kommt Martin Luther inkognito als „Junker Jörg“ auf die Wartburg. Er übersetzt die Heilige Schrift. Er formuliert eine Rechtfertigungslehre, die von einer bedingungslosen Gottesliebe ausgeht. Ich bin auch als Sünder gerechtfertigt und erhört. Diese Entgrenzung hat er als Korrektur in die Theologie eingebracht. Dabei ist er aber hinter der Universalität des Apostel Paulus zurückgeblieben. Martin Luther hat als Mann seiner Zeit Schwierigkeiten mit Juden und Muslimen. Sein Beitrag zur Erneuerung der Christenheit war eine Reformation der Theologie – der Theorie. Er hat in seiner Zeit ein neues Interesse an Theologie und Verkündigung ausgelöst.
Christenheit und Kirche leben von Reformen und Reformationen, die in Theorie und Praxis die Lebendigkeit des christlichen Glaubens bezeugen.