Rund um die Uhr geöffnet?!

Rund um die Uhr geöffnet?!
Bild: pixabay.com, s-ms_1989

Am Sonntag war ich in einem Familiengottesdienst in einer Nachbargemeinde. Es ging um die Liebe – und als Symbol dafür stand ein großes Herz vor dem Altar. Der Gemeindereferent wandte sich an die Kinder und wedelte mit einem 100-Euroschein – wer würde ihm denn einen Sack Liebe verkaufen? Natürlich meldete sich niemand. Und dann fragte er, warum man denn Liebe nicht kaufen kann. Zugegeben, es war eine schwere Frage für die Kinder. Schließlich streckte sich der Finger eines kleinen Jungen hoch. Der Kollege ging mit dem Mikro zu ihm und hielt es ihm erwartungsvoll entgegen: „Weil der Laden zu hat!“, sagte der Junge im Brustton der Überzeugung.

Ich habe keine Ahnung, welche Erfahrungen der kleine Junge in den letzten Tagen mit den Geschäften dort in der Stadt gemacht hatte – aber irgendein Laden hatte wohl zu, als er und seine Mutter dort etwas einkaufen wollten. Und so schien ihm das durchaus eine passende Antwort auf die Frage, warum man Liebe nicht kaufen kann: Der Laden hat zu. Und jetzt schweiften meine Gedanken ab …

Ja, der Laden, in dem man Liebe angeblich kaufen kann, der hat zu. Der hat Bankrott gemacht. Denn Liebe kann man nicht kaufen. Und alle Anzeigen und Werbespots lügen, wenn sie glauben machen wollen, dass man sich die Liebe „erkaufen“ kann. Liebe kann man nur schenken – und geschenkt bekommen.

Und wenn Gott die Liebe ist, dann sollten unsere Gottesdienste, Gemeinden und Kirchen eigentlich Orte sein, an denen man erfahren kann, dass Gott diese Liebe herschenkt. Und der „Laden“ sollte dann 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche geöffnet sein. Da gibt es keine Ladenschlusszeiten, kein Arbeitsverbot am Sonntag und keinen Ruhetag. Und niemand muss erst seine Bonität nachweisen oder eine Rechnungsanschrift angeben.

Die Liebe Gottes – geschenkt, einfach geschenkt …

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Aber ob der „Laden“, wo man die Liebe Gottes geschenkt bekommt, wirklich immer offen hat, da zweifle ich manchmal doch, zumindest was so die eine oder andere „Filiale“ angeht. Kürzlich musste ich bei einem Pfarramt in einer anderen Diözese anrufen. Mit einem Anrufbeantworter hatte ich zwar gerechnet, aber nicht mit folgender Ansage: „Hier ist das Pfarramt xy. Unser Büro ist derzeit nicht besetzt. Sie können leider auch keine Nachricht hinterlassen. Probieren Sie es bitte doch gelegentlich noch einmal.“ Da war sogar ich sprachlos – aber das war ja nicht so schlimm, denn ich hätte ja eh nichts aufsprechen können.

Und wenn es ganz dringend und existentiell wichtig gewesen wäre, hätte ich die Telefonseelsorge anrufen können – der Laden hat offen. Und da wird nicht unbedingt von dem Geschenk der Liebe Gottes erzählt, sondern die schenken die einfach her …

 

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