Selig, die Hungrigen

Menschen mit Regenbogenfahne
Bild: AdobeStock.com, olezzo

Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

Lukas 6,20-26

 

Vor zwei Wochen haben sich über die segensreiche Initiative #OutInChurch zahlreiche Kirchenmitarbeitende als homosexuell bzw. als queer geoutet. Wenn ich die Worte Jesu auf ihre Erfahrungen übertrage und dazu sprachlich ein wenig „abrüste“, dann verstehe ich den Bibeltext oben so:

Jesus preist selig und ermutigt die, die Mangel leiden, die nach Akzeptanz für sich und ihre Liebe(n) hungern, die betrübt und in Angst sind – die „Pro­phe­ti­schen“, von Manchem ausgeschlossen, von Manchen geschmäht und in Verruf gebracht …

Und Jesus warnt die Wohlhabenden – die, denen es wohl ergeht; die über andere vielleicht nicht lachen, sie aber auch nicht ernst nehmen. Und er warnt die, die mit dem, was sie sagen oder wozu sie schweigen, vor allem gefallen wollen.

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Am Sonntag drauf heißt es im Evangelium: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barm­herzig ist.“ (Lukas 6,36) Menschen, die sexuell anders unterwegs sind als die Mehrheit, sind genauso und genau so von Gott geliebte Liebende! Darum bitten sie in der Kirche nicht um Barmherzig­keit, sondern fordern Anerkennung. Umgekehrt braucht die Mehrheit in der Kirche, brauchen auch Leitende die Barmherzigkeit derer, die sie bislang in ihrem Dasein und Lieben zu wenig wahrgenommen haben und oft nicht für voll genommen haben.

Um diese Barmherzigkeit bitte ich queere Menschen in unserer Kirche auch persönlich – als jemand, der als Christ und Kirchenmensch wohl selbst zu lange zu leise war und zu viel hingenommen hat. Vom Mut der Leute von #OutInChurch könnte ich was gebrauchen …

Stark, wie neben vielen anderen auch viele Bischöfe und Generalvikare positiv auf #OutInChurch reagiert haben – nicht nur, aber auch in unserm Bistum! Zugleich stehen wohl nun weitere konkrete Schritte an, hin zu einer angst- und diskriminierungsfreien Kirche.

Martin Splett