#StayHome – zuhause bleiben!
Seit einigen Tagen erscheint auf der Menüleiste meines Smartphones ein kleiner Schriftzug: #StayHome – eine Erinnerung daran, dass es im Moment mehr als angesagt ist, zuhause zu bleiben und unnötige Kontakte zu vermeiden.
Natürlich fehlen auch mir die Gottesdienste, die Kurse und Veranstaltungen, die Begegnungen mit Menschen – aber im Vergleich zu vielen anderen geht es mir noch gut. Die Einsamkeit der Schriftstellerin am Computer ist mir vertraut, Seelsorge hat sich auf Mails und Telefon verlagert, ich muss mir am Morgen kein „Kinderprogramm“ überlegen – und das Haus ist auch noch nicht fertig geputzt.
Trotzdem freue ich mich, dass seit einigen Tagen eine Freundin mit mir zuhause bleibt: Im Baum vor dem Flurfenster, nur ca. 40 Zentimeter entfernt, brütet eine Türkentaube. Und sie ist erheblich konsequenter als die meisten von uns. Sie sitzt fast den gesamten Tag einfach ruhig da, oft döst sie ein wenig vor sich hin, ab und an dreht sie sich mal um und wechselt die Blickrichtung.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Ich habe mich ein wenig schlau gemacht – in der Regel legen Türkentauben zwei Eier, das Weibchen übernimmt den Hauptanteil des Brutgeschäfts und die Brutzeit dauert ca. 17 Tage. Und in der ganzen Zeit bleibt die Taube da auf ihrem Nest, wechselt sich anscheinend nur gelegentlich mit dem Männchen ab, um etwas zu fressen zu suchen – und verzichtet auf alles andere. Sie „weiß“ intuitiv, dass sie das Leben nur dann weitergeben kann, wenn sie diese Zeit jetzt einfach aushält – auch wenn fliegen vielleicht mehr Spaß machen würde. Sie diskutiert nicht groß, sucht sich nicht irgendwelche „Hintertürchen“ und verzichtet auch auf den Zweitwohnsitz in der Zierkirsche. Sie bleibt einfach zuhause.
Während des Tages gehe ich häufig an ihr vorbei, schaue kurz zu ihr hinüber und schicke ihr einen kleinen Gruß der Ermutigung – und lasse mich von ihr ermutigen. Bleib zuhause – es lohnt sich! Und eines Tages wird auch das vorbei sein – und zwei hungrige, schreiende, kleine Jungtauben werden unersättlich um Futter betteln. Und wer weiß, vielleicht wird sich dann die Taube auch nach den Zeiten zurücksehnen, wo sie einfach ganz ruhig auf ihrem Nest sitzenbleiben konnte …
Ach übrigens – auch hier ist „social distance“ angesagt, 1,5 m Abstand – um die noch zu schlüpfenden jungen Tauben nicht unnötig zu gefährden. Das Flurfenster bleibt vorerst ungeputzt – aber es kommt ja sowieso kein Besuch.