Stein für Stein
In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesája. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Lukas 4, 14-19
Auf dem Weg in die Osnabrücker Innenstadt, zum Sport oder Gitarrenunterricht fahre ich mit meinem Fahrrad am Herrenteichswall vorbei. Seit einigen Monaten erneuern Handwerker von einer Steinmetzfirma die Steine der alten Stadtmauer. Die Fortschritte der Renovierung sind sehr langsam zu sehen und trotzdem geht es voran, auch unter schwierigen Wetterbedingungen. Für jede entstandene Lücke wird ein passender Stein gesucht, ob groß oder klein, kantig oder filigran …
Irgendwie freue ich mich, wenn die Mauer wieder ein Stück weiter renoviert wurde.
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Mit Blick auf das Lukas-Evangelium am 3. Sonntag des Jahreskreises kann es mit dem dort beschriebenen Wirken Jesu und der Verkündigung des Reich Gottes ganz ähnlich gelaufen sein, wie mit der Renovierung der Mauer vom Herrenteichswall. Jesus konnte sich bei seiner Ankunft auf ein altes Fundament oder eine alte Mauer des Glaubens berufen. Allerdings brachte er mit seiner Verkündigung der frohen Botschaft als Sohn Gottes und seinem Handeln ganz neue Vorstellungen des Glaubens in die Welt. Sinnbildlich wurde die alte Mauer mit neuen Steinen erweitert. Das Neue setzte sich nicht direkt durch und erfuhr einigen Gegenwind.
In Bezug auf den Glauben in unserer Gesellschaft habe ich Hoffnung und Zuversicht für die christliche Religiosität. Es wird weitergehen und das Fundament ist da. Der in Teilen selbstverschuldete Gegenwind wird wahrscheinlich nicht abnehmen und an verschiedenen Stellen braucht es dringend Neuerungen und „Renovierungen“. Und doch verbreitet sich der Glaube bis heute weiter, nicht mehr so schnell wie früher, aber Schritt für Schritt, Stein für Stein …
Cedrik Fritz