Stille Tage im Kloster Nette

Stille Tage im Kloster Nette
Bild: Bistum Osnabrück

Wenn es einen mir besonders lieben Ort zum Aufatmen gibt, dann ist es das Kloster Nette am Rande von Osnabrück. In wenigen Minuten bin ich dort – und bin doch zugleich ganz weg aus der Alltagsarbeit des Bistums. Jedes Jahr in der zweiten Adventswoche genieße ich die Ruhe und Schönheit dieses Ortes mit seinem weitläufigen Park, mit seinen schönen Kapellen für die tägliche heilige Messe im kleinen Kreis und mit der Gebetsgemeinschaft der Ordensschwestern, an der ich zur Vesper, dem Abendgebet der Kirche, teilnehme.

Diese stillen Tage sind nicht Exerzitien oder geistliche Übungen im Schweigen, sondern eine mir sehr bekömmliche Mischung von kreativer Arbeit und Muße, von Predigtvorbereitungen, Briefeschreiben, Lesen, Betrachtung und Gebet. Hier entstehen die alljährliche Silvesterpredigt und verschiedene Ansprachen der (Vor-)Weihnachtszeit. Denn gerade kreative Momente in der Ruhe eines anderen Ortes als die gewohnte Umgebung lassen mich zu Atem kommen. Für mich ist der Umgang mit dem Wort in Lesen und Schreiben mit der nötigen Zeit eine geistliche Erfahrung, gefördert durch Spaziergänge, Bewegung und Innehalten in den Kapellen, dabei unauffällig versorgt von den Schwestern, die meinen Rückzug mit ihrem Gebet und Wohlwollen unterlegen.

So öffnen sich mir Worte der Heiligen Schrift und der geistlichen Schriftsteller neu, formen sich Gedanken für die weiteren Schritte im Bistum. Das entlastet mich von der Macht des sonst täglich Anfallenden. Ein kleiner Krimi oder Kurzgeschichten und Gedichte sind das Salz dieser Erfahrung.

Über den Autor

Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.

Eine wichtige Abendaufgabe – ohne späte Termine, Fernsehen und Telefon ist die Abendzeit lang, selbst wenn ich früher zu Bett gehe als sonst – ist die Anfertigung des Kalenders für das neue Jahr. Da erkenne ich, wo er zu eng gestrickt ist und wo noch gute Pausen sind. Jetzt lässt sich noch einiges korrigieren. So gewinne ich Überblick. Und das entspannt gegenüber einer diffusen Vorstellung von der gefühlten Terminmenge.

Also ein Ort und eine Zeit, zu Atem zu kommen, ohne ins Nichtstun zu verfallen. So kann ich gut bereitet auf das Fest der Menschwerdung Christi zugehen und hoffe dabei, selbst ein wenig mehr Mensch zu werden unter den guten Augen Gottes. Das wünsche ich auch allen Leserinnen und Lesern dieser Zeilen.

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