Tipps gegen den Winterblues

Paar spaziert durch den Wald
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„Tageslicht ist das Wichtigste, am besten in Bewegung genossen, und um noch einen drauf zu setzen: Je grüner es ist, also je mehr Pflanzen um einen herum sind, desto besser!“ Das ist in Kurzform Steffen Wagners Tipp gegen Winterblues. Er arbeitet als Wildnispädagoge und versucht in seiner täglichen Arbeit, Menschen in Kontakt mit der Natur zu bringen. Warum das nicht nur für die Umwelt, sondern für jeden Menschen ganz persönlich bereichernd sein kann, davon erzählt er im Interview:

Sie sind jeden Tag in der freien Natur unterwegs – gibt es schlechtes Wetter für Sie?

Ja: Starkregen, Gewitter und bei Sturmwarnung – da mache ich es gerne wie die Wildtiere und suche Schutz. Ansonsten gilt für mich der Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.“

Im Winter machen es sich viele Menschen lieber zu Hause gemütlich, als rauszugehen – ist das ein Fehler?

Auf jeden Fall hat es Vorteile, im Winter rauszugehen: Bei Schietwetter mit Regen und Kälte ist man meist relativ allein unterwegs und kann den Wald und die Tiere viel besser wahrnehmen, da sieht man oft einiges mehr.

Steffen Wagner
Steffen Wagners Lieblingsort ist der Wald.

Außerdem ist es gerade im Winter wichtig, dass wir genug Tageslicht mit unseren Augen wahrnehmen. Menschen müssen über die Netzhaut echtes Licht aufnehmen, damit das Gehirn das verarbeiten und Wohlfühlhormone ausschütten kann. Das funktioniert auch bei bedecktem Himmel, die Sonne muss also gar nicht direkt zu sehen sein. In der Mittagspause einfach mal 20 Minuten einen kleinen Spaziergang machen, das hilft schon etwas gegen den Winterblues.

Die Einstiegsübung für Couchpotatoes ist also ein täglicher Spaziergang?

Die Einstiegsübung ist: eine warme Jacke und wasserdichte Schuhe anziehen. Sobald ich weiß, dass ich wasserdichte Schuhe anhabe, gehe ich andere Wege, dann entdecke ich auch mehr.

Und dann?

Und dann einfach dem Herzen folgen, weil unser Körper weiß, was ihm guttut. Meist landen wir automatisch irgendwo, wo Natur ist – im Grünen oder im Wald, bei einem besonderen Baum. Und dann: Einfach mal umarmen! Es gibt spannende Studien aus Japan, wo Waldbaden schon eine staatlich geförderte Therapie ist. Die Studien belegen, dass Bäume, vor allem Nadelbäume, ständig Botenstoffe austauschen. Wenn wir also Waldluft einatmen, aktiviert das unser Immunsystem, wir produzieren mehr Killerzellen, die Krankheitserreger bekämpfen. Außerdem werden Puls und Blutdruck gesenkt und in unserem Hirn werden Belohnungshormone freigesetzt. Besonders hoch ist die Konzentration dieser Stoffe an der Rinde, deswegen auch das mit dem Umarmen.

Weitere Infos

Ist der Wald ein heiliger Ort für Sie?

Auf jeden Fall! Dahin komme ich immer zurück. Wenn ich Fragen habe oder mich etwas beschäftigt, kann ich dem im Wald nachgehen. Es gibt Plätze, an denen ich einfach sitzen, zur Ruhe kommen und Kraft tanken kann. Und ich kann meiner Neugierde nachgehen: Welche Vögel sind um mich herum, was wächst hier, sehe ich ein Eichhörnchen, das durch die Gegend flitzt, welche Düfte bringt der Wind mit – da gibt’s viel zu entdecken, wenn man die Augen dafür offenhält, das ist wirklich magisch für mich!

Und das möchten Sie anderen Menschen vermitteln?

Ich finde es schön, wenn Menschen merken, dass alles irgendwie zusammenhängt und dass die Natur unsere Verbündete ist. Es gibt Stimmen, die sagen, die Natur sei gegen die Menschen – kann man ja auch verstehen mit Blick zum Beispiel auf die vielen Überschwemmungen – aber die Natur ist nicht unsere Gegnerin, wir sind ein Teil davon. Viele Menschen haben den Kontakt zur Natur verloren und das ist schade – für sie persönlich, aber auch mit Blick auf den Naturschutz: Wir können nur Dinge schützen, die wir kennen und lieben lernen.