Tod, Trauer und Hoffnung

Blumen
Bild: unsplash.com, Sharon Mccutcheon

In jener Zeit zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Und siehe, eine kanaanäische Frau aus jener Gegend kam zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her! Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Doch sie kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Matthäus 15,21-28

 

Zunächst wollte ich diese Heilungsgeschichte etwas psychologisch angehen und dafür die Tochter symbolisch als Zukunft der Frau deuten (ausnahmsweise – natürlich sollen Kinder ihre eigene Zukunft haben!). Ich wollte bedrückte, belastete Menschen dazu ermutigen, an eine gute Zukunft zu glauben und dafür ebenso vertrauensvoll wie hartnäckig Heilsames zu erbitten.

Dann ist in meinem Umfeld eine Tochter gestorben, in meinem Alter; der Dämon Krebs war zu stark für sie. Hätte Gott bei mehr Mühe mehr mit sich handeln lassen, hätte größerer Glaube sie geheilt? Im Namen der Trauernden verbitte ich mir solche Fragen und erst recht deren Bejahung!

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Gottvertrauen kann guttun, auch im Sterben und Trauern; doch es gibt keine Garantie, dass geschieht, worum ich Gott bitte, wenn ich ihn nur inständig genug bitte. Neulich habe ich hier geschrieben, dass ich Gott auch zum (An)Klagen brauche; das gilt auch jetzt, denn ich versteh’s nicht!

Zugleich will ich mir die Hoffnung nicht nehmen lassen, dass im Letzten für alle alles gut wird, weil Gott stärker ist als alles, auch als der Tod. Und ich will nicht aufhören, ihn um eine gute Zukunft vor dem Tod zu bitten – besonders für die junge Tochter, die gerade um ihre Mutter trauert.

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik