Trotzkraft!

Trotzkraft!
Bild: unsplash.com, Fuu J

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Johannes 20,19-23

Manchmal geht es mir wie den Jüngern in der Pfingsterzählung: Sie waren ängstlich und saßen gemeinsam hinter verschlossenen Türen. Angst vor den Juden, Angst vor der Welt, Angst vor der Zukunft. Manchmal geht es mir auch so: wenn ich mich mit Freundinnen treffe und das Thema „katholische Kirche“ aufkommt. Wenn ich den Eindruck habe, mich rechtfertigen zu müssen, warum ich dort mitmache. Sogar beruflich. Wenn ich wieder erklären muss: Ja, ich habe Theologie studiert. Und: Nein, ich darf dieses oder jenes in dieser Kirche trotzdem nicht. Als Frau sowieso nicht. Wenn auf Fortbildungen die Frage diskutiert wird, warum wir noch bleiben, was uns hält und motiviert. Wenn so viele Kolleginnen und Kollegen einen Plan B verfolgen und der Kirche als Arbeitgeberin den Rücken kehren. Dann fühle ich mich wie die Jünger im Johannesevangelium: würde am liebsten die Tür verschließen und blicke ängstlich in die Zukunft.  

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Doch das Evangelium bleibt nicht bei den verängstigten Jüngern stehen. Jesus kommt in ihre Mitte, wünscht ihnen den Frieden und sagt etwas Entscheidendes: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Empfangt den Heiligen Geist!“ Das heißt: Wir sind aufgefordert und verantwortlich, heute in Jesu Sinn zu handeln. Im Kleinen wie im Großen. Ausgestattet mit Geistkraft, Empathie, Kreativität und Tatendrang.

Ostern und Pfingsten, Auferstehung und Geistsendung – beides gehört zusammen. Im Johannesevangelium wird die Sendung des Heiligen Geistes deshalb als Ereignis des Auferstehungstages berichtet.

Die Autorin Christina Brudereck findet für diese Gefühle von Verlust und Klagen, nach vorne denken und beweglich bleiben, einen wunderbaren Begriff: „Trotzkraft“. Davon wünsche ich unserer Kirche mehr!

Katharina Engelen, Pastoralreferentin im Kirchenschiff Nordhorn