Vom Schmerz des Vermissens

Zuschauer bei einem Konzert
Bild: unsplash.com, Anthony Delanoix

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!

Matthäus 16,13-16

 

„Who could hang a name on you“ – singen die Rolling Stones in ihrem Klassiker von einer jungen Frau mit Namen „Ruby Tuesday“. Wer könnte dir einen Namen geben, wenn du doch mit jedem neuen Tag den Namen wechselst: „When you change with every new day …“ Ein melodisches Lied, das von Liebe, Trennung und dem Schmerz des Vermissens erzählt.

In den Evangelien hören wir von vielen Namen, die Jesus gegeben oder auch angehängt werden. Positive wie negative. „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“, fragt Jesus seine Jünger. Sie antworten: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Jesus selbst spricht von sich als dem „Menschensohn“. Petrus wird in seinem Bekenntnis wenige Zeilen später sagen: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“

Noch viel mehr Namen werden Jesus in den Heiligen Schriften zugesprochen. Mehr als 50 haben Theologen gezählt: Sohn Davids, Gottesknecht, Kyrios, Meister, Rabbi, Heiland, Retter und nicht zuletzt Logos, das Fleisch gewordene Wort. Am Kreuz nennt ihn eine Tafel „König der Juden“. Und immer wieder das österliche Christus, das heißt der Gesalbte. Die Liste ließe sich fortschreiben.

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„When you change with every new day“ – Bis in unsere Gegenwart finden sich immer wieder neue Namen für Jesus: Für die einen ist er ein Humanist, für andere ein Menschenrechtler; ein bekannter Journalist nannte ihn vor einigen Jahren „den ersten neuen Mann“, viele halten ihn für einen großen Sozialethiker, andere nennen ihn auf Plakaten einen Pazifisten – Hoheitstitel und Namen unserer Zeit, die wir in vielen Reden und Darstellungen wiederfinden. Auch die großen Weltreligionen geben Jesus einen Namen: die Muslime nennen ihn einen Propheten. Unsere älteren Geschwister im Glauben, über Jahrhunderte verfolgt und von Christen drangsaliert, nennen Jesus heute mehr denn je ihren „Bruder“ und sehen in ihm den, der er ja war: „Jude“.

„Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“, fragt Jesus seine Jünger. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ – Beziehungsfragen. Denn wichtiger als all die Namen, die manchmal vergehen wie die Tage der Woche („When you change with every new day“), wichtiger als all die Namen, um die die Menschen streiten, ist entscheidend, was mich ganz persönlich mit Jesus verbindet: „Still I’m gonna miss you …“ singen die Stones. Eine Geschichte von Liebe, von Trennung und dem Schmerz des Vermissens:

Goodbye Ruby Tuesday
Who could hang a name on you?
When you change with every new day
Still I’m gonna miss you

Diakon Gerrit Schulte