Vom Schwarzmalen

Pinsel
Bild: pixabay.com, Rudy and Peter Skitterians

Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Johannes 20,24-29

„Wir haben den Herrn gesehen“ sagen die Jünger.

Thomas ist da nicht so sicher. Er ist ein Skeptiker und glaubt nur, was er mit seinen eigenen Augen und Händen wahrgenommen hat.

Der Auferstandene hält ihm die Seite hin und Thomas darf sehen, fühlen, glauben!

Es gibt so manchen Thomas-Moment, in denen wir uns auch nach etwas Greifbarem sehnen oder aber einfach aushalten müssen, dass die Augen verschlossen bleiben, dass uns nichts hingehalten wird, dass die Skepsis überwiegt … es erstmal schwarz bleibt.

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Vor einiger Zeit hörte ich zufällig im Radio einen Nachruf auf den französischen Künstler Pierre Soulanges. Er ist berühmt für seine abstrakten Werke, in denen er nur mit schwarzer Farbe Flächen und Kunst erschafft. Im wahrsten Sinne ein „Schwarzmaler“ – und in seiner Absicht das genaue Gegenteil! Für ihn war „Schwarz die Farbe des Lichtes“. Seine Bilder sind niemals zu Ende gesehen, denn je nach Lichteinfall reflektieren oder absorbieren die Flächen das Licht, scheinen tiefere Schichten durch oder leuchten Strukturen plötzlich auf. Schwarz ist für Soulanges nicht trist und traurig, sondern der Ursprung, das Tiefste und Erste.

Das ist ein hilfreicher Gedanke für mich: Es geht nicht um das billige Vertrösten auf das Licht am Ende des Tunnels und den möglichst schnellsten Weg dadurch. Sondern um die Berechtigung und den Wert, den das Schwarze in sich hat, um das Verweilen in dunklen Momenten mit der Zusage, dass auch das die Fläche ist, auf der das Licht zu malen beginnt.

Auch und erst recht nach Ostern!

Pastoralreferentin Vera Jansen