Von einer Kirche der Angst zu einer Kirche der Freiheit

Hände halten mit Regenbogen
Bild: AdobeStock.com, 9nong

Sehr bewegt und aufgerüttelt hat mich dieser Tage eine Veranstaltung zum Thema „Out in church – Für eine Kirche ohne Angst“. Eine ehemalige Mitarbeiterin in der Seelsorge berichtete von ihrem Lebens- und Leidensweg. Sie musste ihren kirchlichen Beruf aufgeben, um die Partnerschaft mit ihrer Freundin offen und frei leben zu können. Mit einer bewundernswerten Spur Gelassenheit, einer Prise Humor, aber auch unter Tränen spricht sie über ihre Erfahrungen. Nach der schmerzvollen beruflichen Trennung von der katholischen Kirche musste sie sich eine neue berufliche Existenz aufbauen und lernte dabei ihre heutige Ehefrau kennen. Ihrer Kirchengemeinde sei sie aber verbunden geblieben und die Gemeinde ihr. Trotz aller Spannung – sie sei dort einfach beheimatet, das sei ihre Welt und sie engagiere sich weiterhin dort.

Mich beeindruckt diese Verbundenheit mit der Kirche und die spirituelle Tiefe, die aus ihren Worten sprechen. Was für ein Zeugnis! Eine Frau, die bei der großen Initiative „#OutInChurch“ mitwirkte, bei der im Frühjahr viele queere Menschen ihre Lebenssituation, ihren Leidensweg und ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche outeten, sagt: Ich gehöre als lesbische Frau zur katholischen Kirche. Auch ich bin ein Gesicht dieser bunten Glaubensgemeinschaft. Ich bin Gottes geliebtes Geschöpf. Und ihre Frau erzählt davon, dass sie über ihre Partnerin und deren Gemeinde zum Christsein gefunden habe und sich taufen ließ. Auch das hat mich tief bewegt.

Über die Autorin

Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.

Und nicht weniger der Bericht eines jungen schwulen Mannes. Er leitet eine katholische Kita und fühlt sich beheimatet in seiner Gemeinde vor Ort. Nicht die von Rom aus geleitete Weltkirche sei entscheidend, sondern die gelebte Gemeinschaft und Solidarität in der Kirche vor Ort. Aber diese Überzeugung sei bei ihm auf einem spannungsvollen Weg gereift, bei dem er über Jahre seine Situation nicht outen konnte. Einen neuerlichen Stich habe es ihm versetzt, als der Grundtext zum Thema „Leben in gelingenden Beziehungen“ beim Synodalen Weg nicht die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gefunden habe.

Immerhin hat die Synodalversammlung  die Beschlüsse zur Überarbeitung der Grundordnung des kirchlichen Dienstes und zur lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität gefasst. Auf diese ermutigende Perspektive weist die Seelsorgeamtsleiterin, Martina Kreidler-Kos, hin.

Drei Personen mit einem unglaublich starken Zeugnis an diesem Abend. Drei Personen, die betonen: „Ich bin Christ*in, ich gehöre zur katholischen Kirche.“ Das ist alles andere als selbstverständlich. Erst recht in diesen Zeiten. Da war gestern eine Menge Heiliger Geist, heilige Geistkraft im Spiel. Danke für dieses Zeugnis! Die Kirche braucht euch mit euren Lebenserfahrungen und Charismen. Und die Kirche braucht einen Kurswechsel. Weg von einer Kirche der Angst, hin zu einer Kirche der Freiheit.

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