Vortrag: Gemeißelt, geschnitzt, gemalt: Bilder christlicher Judenfeindlichkeit – die „Judensau“

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Bild: unsplash.com, M ACCELERATOR

Abwertung und Diffamierung konnten kaum wirkmächtiger sein: Der Begriff und die Darstellung der „Judensau“ entwickelten sich in den vergangenen acht Jahrhunderten zu einem der bekanntesten antijüdischen Bildmotive, das sich erstmals an einem Säulenkapitell im Kreuzgang des Domes von Brandenburg an der Havel nachweisen lässt. In seinem Vortrag »Gemeißelt, geschnitzt, gemalt: Bilder christlicher Judenfeindlichkeit – die „Judensau“« wird der Kunsthistoriker Stefan Spitzer am Montag, 7. November, um 18:00 Uhr im Forum am Dom der Entwicklung dieses in der christlichen Darstellungswelt des Mittelalters wurzelnden Schmähbildes nachspüren.

Ob in Stein gehauen, in Holz geschnitzt, auf Wände gemalt oder auf Papier gedruckt – so vielfältig wie die Darstellungstechniken ist auch die Gestaltungsweise dieses antijüdischen Feindbildes. Sollte es das christliche Publikum zunächst von sündhafter Lebensführung abschrecken, so nutzten spätere Schmähbilder unverhohlen antijüdische Klischees und Verschwörungstheorien, um das Judentum als solches bis in die Gegenwart zu dämonisieren: Noch vor vier Jahren legten Rechtsextreme einen abgetrennten Schweinekopf mit aufgemaltem Judenstern vor dem Chemnitzer Restaurant „Schalom“ ab und brüllten dem Restaurantbesitzer zu: „Hau ab aus Deutschland, Du Judensau.“

Die meisten der noch erhaltenen rund 40 historischen Darstellungen befinden sich in oder an deutschen Kirchen, deren Träger um einen angemessenen Umgang mit diesem historischen Erbe ringen. Sollte man die Darstellungen zerstören, sie von den Kirchen abnehmen und in ein Museum überführen oder muss man sie an Ort und Stelle kritisch einordnen?

In seinem Vortrag spricht Stefan Spitzer über die möglichen Ursprünge sowie historische Hintergründe einzelner Bildwerke und beleuchtet die Entwicklung der Darstellungen im Laufe der Jahrhunderte. Daneben gibt er Einblicke in die aktuelle Diskussion über den Umgang mit den ungeliebten Zeugnissen mittelalterlicher Judenfeindlichkeit.

Stefan Spitzer studierte Kunstgeschichte und Italienisch an der Universität Osnabrück und schloss sein Studium im Oktober 2021 mit einer Masterarbeit über den Antijudaismus in der bildenden Kunst am Beispiel der „Judensau“-Darstellungen ab. Seit einem Jahr ist er als wissenschaftlicher Volontär bei der Draiflessen Collection in Mettingen tätig.

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