Warum hast du nicht nein gesagt?

Ehepaar am Hochzeitstag unter einem Baum
Bild: unsplash.com, Ebi Zandi

Vor einigen Wochen haben wir uns mit Freunden aus Südafrika, die zu der Zeit in Deutschland zu Besuch waren, in einem Hotel im Münsterland getroffen. Gleichzeitig feierte dort ein junges Paar mit Verwandten und Freunden Hochzeit, mit einem guten Essen – und natürlich gab es anschließend Musik und es wurde getanzt. Wir standen spät noch auf der Terrasse, ein letztes Glas in der Hand, als plötzlich drüben das Lied gespielt wurde: „Warum hast du nicht ‚nein‘ gesagt?“. Wir schauten uns etwas verblüfft an, mussten lachen und einer der Freunde meinte nur: „Ist das nicht ein bisschen früh für diese Frage?“

Für mich war es ein wunderbarer Einstieg für die Ansprache zu einer Silberhochzeit am Wochenende darauf, denn zum Glück hatten die beiden vor 25 Jahren eben nicht „nein“, sondern „ja“ gesagt – und dieses „Ja“ die ganzen Jahre durch alle Höhen und Tiefen einer Ehe auch gelebt. Und es ist durchaus ein Grund, dankbar zu sein, dass Menschen „ja“ sagen … zu einem Partner, einer Aufgabe, einem Beruf, einer Herausforderung und eine solche Entscheidung auch in ihrem Leben durchtragen.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Aber ein „Ja“ zählt nur dann etwas, wenn man auch das „Nein“ kennt und es gegebenenfalls sagen kann – es muss ja nicht gerade am Tag der Hochzeit sein. Denn ein „Ja“ zu etwas oder zu jemandem ist immer zugleich ein „Nein“ zu etwas Anderem. Und wer immer nur zu allem „ja“ sagt, weil er sich alle Möglichkeiten offen halten oder niemanden vor den Kopf stoßen will, der entwertet damit auch sein „Ja“. Wer „ja“ und „nein“ sagen kann, der bekommt Profil, gewinnt Identität. Der trifft Entscheidungen und bezieht Position. Mit „vielleicht“ und „eventuell“ kommt man meistens nicht so richtig weiter.

Vielleicht hat Jesus das im Hinterkopf, wenn er sagt: Eure Rede sei ja, ja, nein, nein, was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen (Die Bibel, Matthäus-Evangelium, 5. Kapitel, Vers 37).

Und dann kann man sich auch durchaus mal die Frage stellen: Warum hast du nicht „nein“ gesagt? Aber sie stimmt auch andersherum: Warum hast du nicht „ja“ gesagt?

Und für beide Fragen gilt: Entscheidungen treffen und sie leben!

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