Wenn nicht so, dann eben anders …

Fregatte Lübeck
Bild: Wikimedia Commons, Chris Bannister

Letzte Woche stolperte ich über einen Satz in einem Beitrag von NDR 1. Darin wurde berichtet, dass die Fregatte „Lübeck“ von Wilhelmshaven aus zu ihrem letzten Einsatz in die Ägäis aufgebrochen ist. Das ist ja jetzt erstmal noch nicht so außergewöhnlich, aber dann sagte der Sprecher: „Nach diesem Einsatz soll sie auf ihren Ruhestand vorbereitet werden.“  Hatte ich das richtig gehört? Vorsichtshalber las ich den Beitrag im Internet nochmal nach. Und ja, da stand wirklich: „… soll auf ihren Ruhestand vorbereitet werden.“

Und das ließ mich jetzt noch etwas nachdenklich zurück. Wie, bitte schön, bereitet man ein Schiff auf den Ruhestand vor? Gibt es da irgendwelche Trainingsprogramme? Und – was macht ein Schiff im Ruhestand?

Wie das bei uns Menschen geht, erlebe ich grad hautnah, sozusagen am eigenen Leib. Offiziell im Ruhestand bin ich zwar schon ein paar Monate – und natürlich habe ich versucht, mich mental darauf vorzubreiten. Aber womit ich nicht so gerechnet habe: Auch das Alter klopft an die Tür …

Irgendwie, aus dem Sofa komme ich etwas schlechter wieder hoch, das oberste Regalbrett ist seltsamerweise einige Zentimeter nach oben gerutscht – und manche Erdnusspackungen so zu öffnen, dass nicht anschließend alle Nüsse auf dem Boden liegen, erweist sich auch als zunehmend schwierig. Und war das Bett wirklich immer schon so niedrig?

Interessanterweise scheint es vielen meiner Freunde ähnlich zu gehen. Gleich drei Ehepaare, die ich kenne, haben ihr Haus verkauft und sind in eine kleinere Wohnung umgezogen, andere räumen auf und trennen sich von Dingen, genau wie ich. Eine schickte mir ein altes Liederbuch, von dem sie denkt, dass ich es brauchen kann, ein anderer einen Stapel Fotos, die er nicht einfach in den Mülleimer werfen wollte. Nur – ich versuche ja gerade selbst, mich von Büchern, Fotos und kleinen und großen Erinnerungen zu trennen!

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Ja, man kann sich auf Ruhestand und Alter durchaus vorbereiten.  Man kann ein neues und höheres Bett kaufen, das alte ist sowieso schon in die Jahre gekommen. Und es gibt Sofas, in denen man nicht regelrecht versinkt. Man kann aufräumen und sich von Dingen trennen. Und eine kleine Holztrittleiter hilft nicht nur dabei, an das oberste Regalbrett zu kommen, sondern eignet sich auch wunderbar zum Dekorieren! Man muss sich nur zu helfen wissen …

Als ich einige Stunden später den NDR-Beitrag einer Bekannten zeigen wollte, war dieser Satz nicht mehr zu finden. Jetzt stand da, dass die Fregatte „Lübeck“ nach ihrem letzten Ägäis-Einsatz „außer Dienst gestellt“ würde.

Auch wenn ich älter werde – ich fühle mich nicht „außer Dienst gestellt“. Ich kann nicht mehr alles so tun, wie ich es bisher getan habe – aber ich kann manches anders tun. Und wenn der eine Weg nicht geht, dann eben ein anderer.

Ich probiere es einfach mal ….

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