Wer? Wie? Was?
In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jéricho verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbúni, ich möchte sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er sehen und er folgte Jesus auf seinem Weg nach.
Evangelium nach Markus 10,46b-52
Was ziehe ich heute an? – Was ist heute nochmal für ein Datum? – Wie lange dauert eigentlich Dauerfrost? – Warum? – Haben wir noch Milch? – Was macht mich glücklich? – Zwitschern Vögel eigentlich auch, wenn sie niemand hört? – Kannst Du mir einmal bitte das Wasser reichen?
Wie viele Fragen haben Sie (sich) heute schon gestellt? – Bestimmt eine Menge.
Fragen gehören zum Leben dazu. Mehr noch: Sie sind die Grundlage für Lebendigkeit und Wachstum. Fragen bringen in Bewegung, überraschen, ermöglichen Begegnung, stellen In-Frage, gehen in die Tiefe, bringen uns in Kontakt mit unseren tiefsten Sehnsüchten, stellen die Welt auf den Kopf. Ich mag Fragen. Und bin ganz fasziniert, von der Kraft, die sie entwickeln können. Schon als Kind habe ich es (fast) jeden Abend im Fernsehen gehört: „Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? – Wer nicht fragt, bleibt dumm.“
Jesus ist ein Meister des Fragenstellens. Immer wieder stellt er uns Fragen. Eine meiner Lieblingsfragen finden Sie im Evangelium von diesem Sonntag:
Als Jesus dem blinden Bartimäus begegnet, fragt er: „Was willst Du, dass ich Dir tue?“ Warum macht er das? Er sieht doch, dass Bartimäus blind ist und zu ihm gekommen ist, um wieder sehen zu können. Jesus hat keine schnelle Antwort parat, sondern fragt. Er guckt tiefer als das Offensichtliche. Er fragt, er antwortet nicht. Er erliegt nicht der Arroganz der schnellen Antworten, die genau weiß, was gut für den Anderen ist. Jesus lässt sich auf die Begegnung mit dem Blinden ein, er geht in Beziehung auf Augenhöhe. Er lockt ihn heraus, etwas über sich zu erzählen. Sein Fragen bringt Bartimäus in Berührung mit sich und seinen tiefen Sehnsüchten. Sein Fragen eröffnet einen Horizont, in dem sich Bartimäus fragen darf: Was will ich eigentlich wirklich?
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„Wir denken immer, wir könnten die Welt mit Antworten verändern. Nein. Mit Fragen verändern wir die Welt“, so hat es Götz Werner, Gründer der Drogeriekette DM, einmal formuliert. Die Frage Jesu „Was willst Du, dass ich Dir tue?“ hat auf jeden Fall das Potential die Welt zu verändern. Haben Sie diese Frage heute auch schon jemanden gestellt?
Pastoralreferent Bernd Overhoff