Widerständig bleiben – mit warmen Herzen
Mein Sohn! Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus. Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes gerüstet ist, ausgerüstet zu jedem guten Werk. Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!
2 Timotheus 3,14-4,2
Bleibe überzeugt
in Gerechtigkeit,
ausgerüstet bei G*tt
und
verkünde das Wort
in Geduld.
Manchmal ist es gar nicht so einfach, bei dem zu bleiben, was ich als richtig erkannt habe. Manchmal prallen die eigenen Überzeugungen auf die Spielregeln einer Welt, die sich an ganz anderen Maßstäben orientiert: an Macht, Erfolg, Anpassung oder Schweigen.

Der zweite Timotheusbrief spricht genau in eine solche Situation hinein. Der Autor – in der Tradition des Paulus – schreibt an Timotheus, seinen Schüler und Weggefährten. Er erinnert ihn an alles, was sie gemeinsam erlebt haben: an Anfeindungen und Schwierigkeiten, aber auch an Erfahrungen von Bewahrung und Rettung. Diese Erinnerungen sollen Timotheus Kraft geben, durchzuhalten und sich nicht entmutigen zu lassen.
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Dann kommt ein entscheidender Satz: „Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast.“
Das ist mehr als nur ein Appell, standhaft zu bleiben. Es ist eine Einladung, sich zu erinnern, was trägt. Manches davon ist vielleicht tief in mir verankert – wie im Fall von Timotheus, der sich an die Worte der Schrift halten soll, die ihm seit seiner Kindheit vertraut sind.
Für mich ist eine Herausforderung dieses Textes die Frage: Wie kann ich für meine Überzeugungen eintreten, ohne die ungerechten Spielregeln mitzumachen und sie damit zu akzeptieren? Wie kann ich in einer Welt, die oft laut und unbarmherzig ist, gerecht und geduldig bleiben? Wie kann ich mein Herz offenhalten und warm bleiben?
G*tt, du kennst meine Zweifel und meine Müdigkeit.
Rüste mich aus mit Mut, mit Geduld, mit Wärme und mit Liebe.
Lass mich spüren, wo ich für das Gute einstehen kann –
und schenke mir die Kraft der widerständigen Beharrlichkeit.
Amen.
Farina Dierker