Dem Himmel so nah
Schon immer waren Menschen vom Himmel fasziniert: Sonnenschein oder Regen, Sternengefunkel, Blitz und Donner, Dunkelheit und Licht – was vom Himmel kommt, bestimmt das Leben der Menschen durch und durch. Nicht umsonst gilt der Himmel seit Urzeiten als Sitz der Götter. Auch im Christentum ist der Himmel Wohnort Gottes. Von dort hat er uns seinen Sohn gesandt und ihn 40 Tage nach dessen Auferstehung wieder in den Himmel aufgenommen. Das feiern wir jedes Jahr an Christi Himmelfahrt.
Lange war der Himmel für Menschen unerreichbar und der Wunsch, diesem geheimnisvollen Ort ein Stück näher zu kommen, ist so alt wie die Menschheit. Dabei sind zwei Formen des Himmels zu unterscheiden: die planetäre und die religiöse. Während erstere den Himmel als Himmelzelt meint, als manchmal sonnig-blaues, häufig leider graues Himmelsgewölbe, ist die zweite Himmelsform gleichzusetzen mit einem weit entfernten, himmlischen Ort: dem Paradies. Im Englischen gibt es zur besseren Unterscheidung zwei Worte: „sky“ meint den sichtbaren Himmel über uns, „heaven“ den transzendenten Himmel, das Himmelreich, das Reich Gottes.
Sehnsuchtsort Himmelreich
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Den sichtbaren Himmel haben wir Menschen inzwischen erobert und damit auch ein Stück weit entzaubert. Flugzeuge durchkreuzen ihn, Raumschiffe fliegen sogar noch ein Stück weiter, über den Himmel hinaus. Dieser Himmel ist inzwischen Teil der Erde geworden – mit ganz weltlichen Problemen, wie Licht- und Luftverschmutzung. Und trotzdem hat der Himmelsbegriff nur wenig von seiner Faszination verloren. Der deutsche Raumfahrer Reinhold Ewald erklärt es so: „An meiner Vorstellung vom Himmel hat sich seit meinem Raumflug im Jahr 1997 nichts geändert: Da ist ein Himmel, in den man mit Getöse und Raketenkraft aufsteigt, und da ist ein Himmel, in den man gläubig und durch die Gnade Gottes gelangt. Ich habe weder als Physiker noch als Christ erwartet, durch das Bereisen des ersten Himmels Aufschluss über den zweitgenannten zu bekommen.“
Es ist in der Tat so, dass der planetäre Himmel heute für fast jeden relativ problemlos erreichbar ist. Dem religiösen Himmel sind wir Menschen seit der Himmelfahrt Jesu allerdings kaum näher gekommen. Dieser Himmel, der weniger ein Ort als vielmehr ein Zustand zu sein scheint, bleibt als Hoffnungssymbol weit entfernt. Er ist Sinnbild dafür, dass irgendwann irgendwo alles gut werden wird, aber wann und wo, das wissen wir nicht und wir haben auch keinen Einfluss darauf.
Gar keinen? Naja, ein wenig vielleicht schon, zumindest gibt es Hinweise …
Jesus sagt beispielsweise in der Bibel:
„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.“ (Matthäus 7, 21)
Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff drückt es folgendermaßen aus:
„Was Leben hat, das kennt die Zeit der Gnade, | Der Liebe Pforten sind ihm aufgetan. | Zum Himmel führen tausend lichte Pfade“.
Soll heißen: Wer an Gott glaubt und sein Leben nach Jesu Vorbild der Liebe widmet, der hat gute Chancen, dem Himmel ein Stück näher zu kommen.
Dazu noch ein Tipp des Schriftstellers Otto Ludwig, dem es nichts weiter hinzuzufügen gibt:
„Der Mensch soll nicht sorgen, dass er in den Himmel, sondern dass der Himmel in ihn komme. Wer ihn nicht in sich selber trägt, der sucht ihn vergebens im ganzen All.“
Einen Himmelfahrts-Impuls zum Hören finden Sie hier:
Der Impuls stammt von Alexander Rolfes, Leiter des Teams Glaubenskommunikation im Bistum Osnabrück