Was die Geburt eines Kindes alles bewirken kann …

Adventskalender aus Socken
Bild: photocase.de, suze

Advent: das ist die (un)ruhige Zeit vor Weihnachten. Zeit für Weihnachtsmarkt und Einkäufe, für die Adventsfeier mit den Kollegen, für Marzipan und Spekulatius, für „Last Christmas“ im Radio. Aber auch: Zeit der Besinnung und der Tradition, des Geschichtenerzählens und Liedersingens, des Wartens und der Vorfreude.

Der Begriff Advent kommt vom Lateinischen „adventus“ und bedeutet Ankunft. Christen verbinden mit den vier Adventssonntagen die Erwartung auf die Geburt Jesu, auf das Kommen des Heilands. Doch auch die endgültige Wiederkunft Christi am Ende der Welt ist Thema, also das Warten auf das Reich Gottes. In den Adventsgottesdiensten werden die biblischen Texte gelesen, die die Vorgeschichten zur Geburt Jesu schildern. Zwei große Gestalten stehen in dieser Zeit im Vordergrund: Johannes der Täufer, der von den Christen als Vorläufer Jesu verehrt wird, und Maria, die Mutter Jesu.

Heute ist die Adventszeit mit vielen Leckereien verbunden: der Weihnachtsmarkt lädt zu gebrannten Mandeln, Glühwein, Maronen und Waffeln ein, Familien und Freunde treffen sich zum Festmahl. Das war nicht immer so. Früher war der Advent eine Zeit des Fastens und dauerte 40 Tage – genau wie die Wochen vor Ostern. So lässt sich auch der Beginn der Karnevalszeit am 11. November erklären: Es wurde geschlachtet und alles aufgegessen, was man in der Fastenzeit vor Weihnachten nicht essen durfte. Dieses Adventsfasten ist seit dem 11. Jahrhundert überliefert. Später wurde es nicht mehr von allen Gläubigen gehalten und seit Beginn des 20. Jahrhunderts verlangt es auch das katholische Kirchenrecht nicht mehr. Papst Gregor hat um das Jahr 600 die Zahl der Adventssonntage auf vier festgelegt. Diese Zeit der Erwartung vor Weihnachten galt immer auch als eine Zeit der Buße und Reinigung, um die Menschen auf die Versöhnung und den Frieden vorzubereiten.

Advent – Zeit der Bräuche und Traditionen

Viele Bräuche gehören in die Adventszeit. Adventskalender wecken Tag für Tag die Vorfreude auf das Fest. Zweige von Obstbäumen werden am 4. Dezember, dem Fest der Heiligen Barbara, in die Vase gestellt, damit sie zu Weihnachten blühen. Der Brauch geht auf eine Überlieferung zurück, nach der Barbara auf dem Weg in das Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängenblieb. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser. So blühte er schließlich genau an dem Tag, an dem sie zum Tode verurteilt wurde.

Ein weiterer Adventsbrauch ist der des Adventskranzes. Die Tradition, an jedem der vier Sonntage vor Weihnachten eine weitere Kerze zu entzünden, hat der evangelischer Theologe Johann Hinrich Wichern im 19. Jahrhundert begründet – und das gar nicht so weit von Osnabrück entfernt. Wichern eröffnete 1833 in Hamburg das „Rauhe Haus“, eine Einrichtung, die verwahrloste Kinder und Jugendliche aufnahm. Und wo viele Kinder sind, da ist die Adventszeit natürlich besonders lebendig. Wichern wollte den Kindern das Warten bis zum Heiligabend verkürzen. Er nahm ein altes Wagenrad und baute daraus einen Holzkranz mit 19 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen. An jedem Tag der Adventszeit entzündete er eine kleine Kerze mehr, an den Sonntagen kamen nach und nach die großen dazu. Der Adventskranz war erfunden. In den Kirchen wird er jedes Jahr am 1. Advent gesegnet und ist damit auch Symbol für den Beginn des neuen Kirchenjahres.

blühender Obstzweig
Wer am 4. Dezember Obstzweige ins Wasser stellt, kann sie mit etwas Glück an Weihnachten blühen sehen. Bild: photocase.de, kallejipp

Am Ende der Adventszeit steht Weihnachten – das Fest der Liebe und Versöhnung. An Weihnachten feiern Christen auf der ganzen Welt, dass Gott seinen Sohn auf die Erde geschickt hat und durch ihn selbst Mensch geworden ist. Im Weihnachtsfestkreis wird dieses Ereignis detailliert nachvollzogen: von der Heiligen Nacht mit Jesu Geburt bis zum Fest der Taufe des Herrn am Sonntag nach dem Dreikönigsfest. Auch wenn das Osterfest, an dem die Auferstehung Jesu gefeiert wird, in der katholischen Kirche der höchste Feiertag ist – gesellschaftlich gesehen steht Weihnachten auf Platz 1 der christlichen Festtage.

Wer an die Heilige Nacht denkt, dem fällt sicher auch das Christkind ein – vom Ursprung her eigentlich keine katholische Figur. Martin Luther hat es als Weihnachtsfigur erfunden, die statt des Heiligen Nikolaus die Geschenke bringt. Und auch die Weihnachtsgeschichte darf nicht fehlen: Maria und Josef auf der Suche nach einer Herberge, Ochs und Esel, die bei der Geburt Jesu im Stall dabei sind. Die Geschichte aus dem Lukasevangelium gehört zu den bekanntesten der Bibel. Und für viele Menschen ist erst Weihnachten, wenn sie die bekannten Worte hören: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ (Lukas 2,12)