Das Zittauer Fastentuch zu Gast im Dom

Großes Zittauer Fastentuch im Osnabrücker Dom
Bild: Diözesanmuseum Osnabrück, Hermann Pentermann

Aktuell gibt es im Dom ein besonderes Highlight: Eine Kopie des Zittauer Fastentuchs wird den Hochaltar bis kurz vor Ostern verhüllen und damit an eine mittelalterliche Tradition anknüpfen.

Fastentücher blicken auf eine gut 1000-jährige Geschichte zurück, den Altar in der österlichen Bußzeit zu verhüllen und sich damit auf das Fest der Auferstehung vorzubereiten. Das Verhängen in der Fastenzeit war eine Bußübung für die Gläubigen, die den Gottesdienst nur noch hörend verfolgen konnten, während die Augen quasi „fasteten“. Die Redewendung „am Hungertuch nagen“ hat hier ihren Ursprung und bezieht sich nicht nur auf materielle, sondern auch auf sinnliche Armut in der Zeit vor Ostern.

Das Große Zittauer Fastentuch
90 Bilder erzählen die biblische Geschichte: das Große Zittauer Fastentuch Bild: Städtische Museen Zittau

Fastentücher entstanden vor allem im Alpenraum, aber auch in Norddeutschland. Originale haben das Mittelalter allerdings kaum überdauert. In Zittau in Sachsen sind gleich zwei dieser Tücher erhalten geblieben, die vor Ort besichtigt werden können, die aber zu empfindlich sind, um sie zu bewegen oder gar zu transportieren. Kopien der beiden Tücher machen sich aber auf den Weg nach Osnabrück. Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 wird im Dom zu sehen sein, während das Kleine Zittauer Fastentuch von 1573 den Altar in der Marienkirche verhüllen wird. Die beiden Fastentücher verbinden sich auf diese Weise zu einem Projekt, das die Ökumene in Osnabrück betont.

Das Große Zittauer Fastentuch erzählt schachbrettartig in 90 Bildern die biblische Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Es gehört nicht nur zu den ältesten, sondern mit knapp sieben Metern Breite und acht Metern Höhe zu den größten weltweit. Nachdem es 200 Jahre lang den Altarraum der Zittauer Johanniskirche verhüllte und sich seine Spur danach nur teilweise verfolgen lässt, konnte es im Juni 1945 schließlich stark beschädigt, aber erhalten geborgen werden. 1994/95 wurde es von der Schweizer Abegg-Stiftung als „Kunstwerk von Weltgeltung“ restauriert. Osnabrück besteht also die einmalige Gelegenheit, einen Eindruck von einem der wichtigsten Werke der Kunstgeschichte zu bekommen.

Auf einem Bildschirm in der Nikolauskapelle im Kreuzgang des Doms werden darüber hinaus die Hungertücher gezeigt, die das Hilfswerk Misereor seit den 70er Jahren herausgibt und die seitdem große Verbreitung gefunden haben.

Die Fastentücher können bis zum 8. April (Mittwoch vor Ostern) besichtigt werden. Die Installation wird von einem Vortragsprogramm begleitet.

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Besucherinformation und Kontakt

Diözesanmuseum und Domschatzkammer
Domhof 12
49074 Osnabrück

0541 318-481
museum@bistum-os.de

Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags 11:00 bis 18:00 Uhr

Eintritt:
5,- Euro, ermäßigt 3,50 Euro
Für Kinder und Jugendliche sowie Geflüchtete ist der Eintritt frei!