Altes Kloster mit neuer Mannschaft

Luftbild der Kommende Lage
Die Kommende Lage-Rieste mit der Wallfahrtskirche St. Johannis aus der Luft. Bild: Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth

Am Wallfahrtsort Lage sind Franziskaner-Minoriten eingezogen. Ihre Aufgabe ist unter anderem, die Pilger zu begleiten, die hierher zur Kreuztracht kommen.

Am Anfang stand eine Schenkung: Graf Otto von Tecklenburg stellte Mitte des 13. Jahrhunderts seinen Hof in Lage dem Johanniterorden zur Verfügung. Die „Kommende Lage“ war geboren und erlebte eine wechselvolle Geschichte, die mit der Auflösung des Klosters 1810 ein vorläufiges Ende fand. Knapp zwei Jahrhunderte später kam es in den Besitz des Bistums Osnabrück und wurde 20 Jahre lang von Nonnen des Dominikanerordens bewohnt. Jetzt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Seit dem 2. Februar ist das Gebäude ein Kloster der Franziskaner-Minoriten.

Die neuen Brüder im Kloster (im Uhrzeigersinn
von links oben): Bruder Jesmond Panapparambil aus Indien,
Bruder Bernhardin M. Seither (Guardian), Bruder Richard-Francis
Chimfwembe aus Sambia und Bruder Mihai Sabau aus Rumänien.

Die Franziskaner wurden auf Lage durch eine Ausschreibung des Bistums Osnabrück aufmerksam, die auf Initiative des früheren Generalvikars Theo Paul zu Stande kam. Bruder Andreas Murk, der Leiter der Franziskaner-Minoriten in Deutschland, ließ die Idee, dass der Orden nach 64 Jahren wieder ein Kloster gründet, nicht los. „Wir brauchen als Ordensprovinz wieder positive Themen“, schreibt Murk in der Festschrift – denn auch die Franziskaner-Minoriten in Deutschland werden immer älter und haben wenig Nachwuchs. Deshalb war das Kloster von Beginn an international angelegt. Das „Klosterteam“ stammt aus vier Nationen: Bruder Bernhardin M. Seither aus Deutschland wird die Gemeinschaft als Guardian leiten. Dazu kommt Bruder Jesmond Panapparambil aus Indien, Iosif-Mihai Sabau aus Rumänien und Richard-Francis Chimfwembe aus Sambia.  

Kreuz von Lage
Das Wallfahrtskreuz in Lage

Die Wallfahrt

Das Kennzeichen der etwa 800 Jahre alten Wallfahrt in Lage ist die Kreuztracht: Immer wieder kommen Gruppen, Familien, Nachbarschaften zur Kirche und tragen das alte, 135 Kilogramm schwere Kreuz um das Gotteshaus. Sie beten dabei meist für andere Menschen, die auch ein Kreuz zu tragen haben, seien es Krankheit oder eine andere schwierige Situation. „Lage ist ein zutiefst geistlicher Ort, ein Ort der stillen Zuwendung zu Gott und den Menschen“, so Domkapitular Theo Paul. Hier gibt es weitere Informationen zur Wallfahrt.

Das Tor wird offen stehen

Die Franziskaner-Minoriten werden sich in ihrem schwarzen Habit (den Kutten) nicht nur rein äußerlich von ihren Vorgängerinnen (diese trugen ein weißes Gewand) unterscheiden. Auch die Ausrichtung ist gänzlich anders: Die Nonnen waren kontemplativ, ihr Mittelpunkt war das Leben und Gebet im Kloster. Die Franziskaner werden in der Gemeinde und der Wallfahrtskirche in Lage sichtbar sein. „Das Tor zur Kommende wird künftig offen stehen – auch um deutlich zu machen: Wir sind da und Sie sind uns herzlich willkommen“, heißt es in der Festschrift zur Eröffnung. So wurden die Franziskaner auch vom Bistum Osnabrück gebeten, sich um die Wallfahrt zu kümmern und Ansprechpartner für die Pilger zu sein. Jeden Werktag um 9.00 Uhr wird es künftig eine Wallfahrtsmesse geben, ebenso am Sonntag um 10.30 Uhr. Außerdem wird immer um 17.30 Uhr die Vesper gebetet, das Abendgebet der Kirche. Die Brüder bieten auch seelsorgerliche Gespräche und die Beichte an und werden in der Pfarrei aktiv sein.

Franziskaner-Minoriten

Die Franziskanischen Orden gliedern sich in Männerorden, Frauenorden und dritte Orden. 1517 teilte sich die ursprünglich vom heiligen Franziskus von Assisi begründete Gemeinschaft in zwei eigenständige Zweige, die Minoriten („Minderbrüder“) und die Franziskaner-Observanten. Die Minoriten werden im Volksmund nach der Farbe ihres Gewandes auch „schwarze Franziskaner“ genannt. Im englischsprachigen Raum heißen sie, nach dem dort üblichen hellgrauen Habit, „Greyfriars“. Heute haben die Franziskaner-Minoriten weltweit etwa 4.200 Mitglieder.

Wenn das coronabedingte Beherbergungsverbot wieder aufgehoben ist, kann man im Kloster übernachten: Sechs Gästezimmer wird es geben, in denen „Kloster auf Zeit“ erlebbar ist. Außerdem werden voraussichtlich ab Juni 2021 zwei Ferienwohnungen im Turm der Kommende eingerichtet sein. Teilweise gebe es schon Anfragen, so Bruder Andreas Murk.

Ab September soll es auch heißen: „Tagen auf Lage“: Der große Festsaal wird, wenn alles wie geplant läuft, für Konzerte, Tagungen und verschiedene Veranstaltungen offen stehen. Es gibt auch einen Gruppenraum.

„Mit aller Kraft wollen wir Brüder Franziskaner-Minoriten auf Lage uns bemühen, der Kirche frohes, menschenzugewandtes Gesicht zu zeigen“, so Bruder Andreas. Vom Gründer des Ordens, dem heiligen Franziskus, stammt das Wort: „Wenn es Dir gut tut, dann komm.“ Er sagte das übrigens etwa in der Zeit, als die Kommende in Lage gegründet wurde.   

Video zum Thema

Das Diözesanmuseum in Osnabrück hat auch einen kleinen Film über Lage und seine Wallfahrt gemacht – mit Playmobilfiguren in Stop-Motion-Technik:  

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