Ein kleines Paradies für Bienen

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Bienenstöcke im Garten des Osnabrücker Priesterseminars Bild: Bistum Osnabrück

Im Garten des Priesterseminars, in einer Gartenparzelle zwischen Hainbuchenhecke und einem kleinen Staketenzaun, hat Domkapitualar Ulrich Beckwermert ein kleines Paradies für Bienen geschaffen. Er hat auf dem Grundstück zwischen Hase und Priesterseminar Kästen mit neun Bienenvölkern aufgestellt. In einem Gartenhäuschen schleudert der Hobby-Imker den Honig und füllt ihn ab.

Für Beckwermert ist das Imkern ein Ausgleich zum betriebsamen Alltag. Es zwinge zur Ruhe und Bedachtsamkeit. „Imkern ist wie Meditation“, sagt er augenzwinkernd. Im Umgang mit Bienen sei Hektik verboten. Man müsse die Bienen auch mal in Ruhe lassen können: „Neugier stört die Bienen.“ Im Grunde gehe es wie im echten Leben um die Balance zwischen Nähe und Distanz.

Domkapitular Ulrich Beckwermert in seinem Garten
Domkapitular Ulrich Beckwermert füttert die Vögel in seinem Garten Bild: Thomas Osterfeld

Ulrich Beckwermert wurde von Imker Harald Emmerich aus Hasbergen eingewiesen. Der steht immer für Rückfragen zur Verfügung, kann Rat geben. „Ich bin jetzt im sechsten Lehrjahr, habe aber noch keinen Abschluss“, sagt Beckwermert und lacht. Das erste Bienenvolk bekam er von Emmerich geschenkt, einen Kurs zum Basiswissen übers Imkern besuchte er auch, aber die Praxis lerne man nur durchs Abgucken. „Man hat eine große Verantwortung für ein Bienenvolk“, sagt Beckwermert. Das gelte auch bei der Honigernte. „Der gute Imker achtet darauf, dass er nicht alles rausnimmt.“

Nahrung für die Bienen von den Nachbarn

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Bienenfreundliche Blumen sorgen für genügend Nahrungsquellen. Bild: Bistum Osnabrück

Doch der Imker kann nicht beeinflussen, wie viel Nahrung die Bienen in der Natur noch finden – ob zu viel Pestizide gespritzt werden und ob Gartenbesitzer genügend heimische Blühpflanzen wachsen lassen. Rosen und Rhododenron sind für Bienen keine Nahrungsquellen. Günstig sind dagegen Phaceliapflanzen oder eine Bienenweide mit Mohn, Malven, Dill, Dost, Klee, Schafgarbe.

Im übrigen Garten des Priesterseminars finden die Bienen mittlerweile gute Nahrungsquellen. In den sechziger Jahren wurde die Fläche als Küchengarten für das Priesterseminar genutzt, später aber wurde sie zu pflegeleichtem Rasen umgestaltet – mähen und fertig. Seit der Verteilung kleinerer Gartenparzellen ist wieder mehr Leben eingekehrt. Im Garten von Domkapitular Ansgar Lüttel gibt es Johannisbeer- und Stachelbeerbüsche, Himbeeren und Zwetschgen. Lüttels Haushälterin Barbara Kreib erntet hier neben Obst auch Zucchini und achtet darauf, dass bienenfreundliche Blumen blühen.

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Auch Beckwermerts direkte Gartennachbarin, eine ältere Dame, hat sich darauf eingestellt, dass die Insekten Nahrung finden sollen. Wenn sie den Rasen mäht, lässt sie immer ein Eckchen stehen. Dann blüht noch ein bisschen Klee, auf dem die Tiere Pollen sammeln. Das sei ganz wichtig, sagt Beckwermert: „Bienenfreunde mähen nie den ganzen Rasen!“

Wiesenblumen blühen auf 1.000 Quadratmetern Fläche

Das größte Nahrungsangebot für die Bienen bietet die Wiese, die Schülerinnen und Schüler der Ursulaschule angelegt haben. Auf etwa 1.000 Quadratmetern finden sich unter anderem roter Mohn, blaue Kornblumen, wilde Möhren, Schachtelhalm und Salbei. Es wurden unterschiedliche Mischungen verwendet, auch blühende Gräser sind dabei. Sie können mannshoch werden, wenn man sie nicht vorher abschneidet.

Domkapitular Ulrich Beckwermert füllt seinen Honig ab
In einem Gartenhäuschen schleudert der Hobbyimker den Honig und füllt ihn ab. Bild: Thomas Osterfeld

Die Liebe zum Gärtnern hat Ulrich Beckwermert im Elternhaus erworben. „Wir haben zu Hause immer einen Garten gehabt.“ Jetzt freut er sich über das Privileg, mitten in der Stadt zu wohnen und dennoch einen Garten zu pflegen, der vielen Tieren Heimat bietet. Wenn er vor seinem Häuschen sitzt, kann er ein Eichhörnchen beobachten, und für die Vögel – darunter ein Gartenrotschwanz – hat er die Sommerfütterung eingeführt, „weil die Tiere nicht einmal im Sommer verlässlich Nahrung finden“.

Kampf für mehr Klimaschutz ist christlicher Auftrag

So wird der Garten des Priesterseminars nicht nur für ihn zur Oase, sondern auch für die Tiere, die hier leben. Und für die Gäste im Priesterseminar, die dort spazierengehen. Viele rufen: „Oh, ist das schön!“ Wenn er das hört, freut sich der Geistliche. Er nutzt die Gelegenheit, den Menschen die Schönheit der Schöpfung näherzubringen und betont, wie wichtig es ist, die Schöpfung zu bewahren. Der Kampf für mehr Klimaschutz sei keine Frage einer politischen Partei, sondern der ureigene Auftrag der Christen: „Ökologie ist ein Wesensvollzug der Kirche.“

Dass manche Menschen ihre Gärten mit Kieselsteinen und Schotter gestalten, versteht er nicht. Ein Garten wie der hinter dem Priesterseminar sei doch viel schöner. Aber auch, wer kein großes Grundstück oder nur einen Balkon habe, könne mit blühenden Pflanzen viel für Bienen tun. Mit seiner Begeisterung für summende Bienenweiden ist Ulrich Beckwermert offenkundig nicht alleine. Er kenne viele Priester, die die Natur als Kraftquelle brauchen, sagt er.