Ein königlicher Hirt

Hirte mit einem Lamm auf dem Arm
Bild: pixabay.com/jarekrafik

Denn so spricht Gott, der Herr: Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben.
Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes, des Herrn.
Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen. Doch das Fette und Starke werde ich vertilgen. Ich werde es weiden durch Rechtsentscheid.
Ihr aber, meine Herde – so spricht GOTT, der Herr – , siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf.

Ezechiel 34, 11-12, 15-17a

Ein einprägsames Bild: Der Hirt inmitten seiner Schafherde. Da steht er, hat alle seine Schafe im Blick, sieht genau, wie sie sich entwickelt haben, was sie jetzt brauchen, wie er sie fördern kann, wer fehlt. Da steht er: der große Kümmerer.

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Wenn diese Bild für den letzten Sonntag im Kirchenjahr ausgewählt ist, dann taucht zugleich Christus als König vor unseren Augen auf. Er ist Hirt und König zugleich. Es ist wohltuend, wie hier zwei Bildwelten ineinander gehen und die eine die andere akzentuiert. Normalerweise umgibt den König eine Aura von Distanz und Unnahbarkeit. Hier schiebt sich in diese Königswirklichkeit eine ergänzende Seite: ein König, der – wie ein Hirt – ganz bei seinem Volk ist. Die Macht seiner Herrschaft vollendet sich in seiner einfühlsamen Sorge um jede und jeden, egal wie nahe oder fern sie zur Mitte stehen. Es ist dieser JHWH-König als der große Kümmerer und Retter, wie er sich im brennenden Dornbusch geoffenbart hat, wo er von sich sagt: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid.“ Dieser König sieht, hört und kennt die Not derer, für die er sich verantwortlich fühlt. Für sie setzt er sich ein – bis in den Tod hinein.

Das ist Christus, der wahre König, der von sich sagen darf: „Ich kenne die Leiden meines Volkes“, und der zugleich die Leiden seines Volkes wie ein Hirt teilt, bis zum Tod am Kreuz.

So wie dieser König im Hirten aufgeht, so geht dieser Hirte in seiner königlichen Einzigartigkeit auf.

Christkönig – ein trostvolles Fest.

Pater Franz Richardt