Eine seltsame, völlig beispiellose Karwoche erlebe ich zur Zeit. Am meisten erinnert sie mich an die Karwoche vor zwei Jahren. Damals musste ich auch alle großen liturgischen Feiern im allerkleinsten Kreis in der Reha in Bad Driburg begehen. Auch da hat mir die festliche Begehung dieser Feiern sehr gefehlt.
In diesem Jahr empfinde ich es noch erheblich bedrückender, weil so viele Menschen auf der ganzen Welt betroffen sind und sich dem Coronavirus gegenüber ohnmächtig fühlen. Bei herrlichem Frühlingswetter, aufbrechender Natur und hohen Feiertagen ,auf Abstand‘ zu bleiben, ist herausfordernd und unvergleichlich.
Dennoch bin ich froh, dass ich wenigstens über die sozialen Medien, die sich jetzt in einem tiefen Sinn als sozial erweisen können, mit vielen Menschen kommunizieren kann. Ich telefoniere viel, dienstlich, aber auch mit Angehörigen und Freunden, mit Ratsuchenden und Fragenden, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, damit wir auch jetzt weiterkommen. Die täglich aus dem Dom übertragenen Gottesdienste sind für mich ebenfalls ein besonderer Dienst für viele, die sehr dankbar sind für diese Möglichkeit der Teilnahme.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Es freut mich sehr, wie viele Ideen und Talente in den Gemeinden zum Vorschein kommen, um das Miteinander der Menschen in diesen Tagen zu vertiefen und auch den vielen Einsamen und Trauernden Beistand zu geben. Das ist eine Form der ,Fußwaschung‘, die die Fußwaschung am Gründonnerstag im Dom, die in diesem Jahr ausfallen muss, übersetzt und mit Leben füllt, mehr als sonst. Erst recht in dem hohen Einsatz derer, die in Krankenhäusern, Altenheimen, Supermärkten, bei Polizei und Feuerwehr und an allen Orten da sind, wo es ohne Begegnung nicht geht.
Das gibt diesem Karfreitag und Karsamstag, diesen Tagen des Leidens und des Schweigens, eine hoffnungsvolle Dimension auf Ostern hin, auf das Fest eines nicht zu zerstörenden Lebens hin, das gegenüber dem Tod das letzte Wort behält. Und wenn schon menschliche Zuwendung so viel Zuversicht und Hoffnung, ja Lebensrettung bedeuten kann, wieviel mehr erst göttliche Zuwendung durch einen, der Einsamkeit, Anfechtung, Leiden und Tod nicht gescheut hat, um uns am Leben zu erhalten, nicht nur am irdischen, sondern am größeren und ewigen Leben.
So wünsche ich allen gerade in dieser Krisenzeit den reichen Segen des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Wir dürfen wieder – trotz allem und gerade deswegen – das Halleluja singen!