Endlich wieder als Gemeinschaft unterwegs
Nach zwei Jahren, in denen die Osnabrücker Wallfahrt nach Telgte wegen Corona nur auf Sparflamme lief, findet sie jetzt wieder in der „normalen“ Form statt – fast, zumindest.
Wohl nicht nur Karl-Heinz Schomaker freut sich sehr auf das kommende Wochenende. Dann, am 9. und 10. Juli, findet die 170. Osnabrücker Wallfahrt nach Telgte statt. Nachdem die größte Fußwallfahrt in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren bedingt durch Corona nur sehr eingeschränkt möglich war, wird sie dieses Jahr endlich wieder größer „begangen“: Mit Gottesdiensten auf dem Weg, Liedern und Gebeten und hoffentlich mit mehreren tausend Menschen, die die insgesamt 46 Kilometer mitgehen. Der 80-Jährige Schomaker „managt“ seit 35 Jahren als technischer Leiter diese Wallfahrt und hat schon viel Freizeit hineingesteckt, denn er hat diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen. „Mich fasziniert aber an der Wallfahrt, dass hier Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen, Berufen und Hintergründen zusammenkommen und auf dem Weg nach Telgte eine Gemeinschaft bilden“, sagt er.
Tiefe Gespräche
Dem Virus geschuldet wird nur sein, dass der Zug der Pilgerinnen und Pilger etwas in die Länge gezogen wird, damit Abstände eingehalten werden können. Alles andere aber wird ähnlich ablaufen wie die Jahre zuvor: Los geht es am 9. Juli um 1.30 Uhr mit den Pilgermessen in den Kirchen St. Johann und St. Joseph in Osnabrück. Die Fußwallfahrt startet dann um 3.00 Uhr am Johannisfriedhof in der Iburger Straße. Um 8.00 Uhr ist eine weitere Pilgermesse in Glandorf, die Bischof Franz-Josef Bode feiert. Der Bischof predigt auch beim Wortgottesdienst um 10.30 Uhr an der Klause in Oedingberge. Ankunft im Marienwallfahrtstort ist dann gegen 15.45 Uhr. Am nächsten Tag geht es, nach Gottesdiensten um 5.30 Uhr und um 6.45 Uhr, ab 8.00 Uhr zurück Richtung Osnabrück.
Auf dem Rückweg predigt dann Dechant und Domkapitular Martin Schomaker an der Klause in Oedingberge. Auch für ihn ist die Wallfahrt in diesem Jahr etwas Besonderes: Er ist der neue Geistlicher Leiter. „Der Atmosphäre auf dem Weg nach Telgte und zurück kann sich niemand entziehen“, sagt er. Vielen tue es einfach gut, als Glaubensgemeinschaft auf dem Weg zu sein. Das hat auch Karl-Heinz Schomaker beobachtet: Auf dem Weg ergäben sich oft tiefe Gespräche zwischen den Menschen, die mitpilgern – auch wenn sich diese vorher gar nicht kennen würden.
Himmel und Erde berühren
Das Leitwort, nach dem Lieder und Gebete der Wallfahrt gestaltet wurden, ist in diesem Jahr „Himmel und Erde berühren“. Karl-Heinz Schomaker hat den Button als Pilgerabzeichen gestaltet, der einen Regenbogen als Verbindung zeigt. Martin Schomaker erklärt zum Leitwort: „Wir sind hier auf der Erde, gehen hier manchmal mühsam Schritt für Schritt und trotzdem erahnen wir auch manchmal den Himmel.“
Unterwegs seien bei der Wallfahrt viele jüngere Leute, erzählt Karl-Heinz Schomaker und spricht von einem Durchschnittsalter um die 30. Auch kämen Pilgerinnen und Pilger von weit her: „Die haben sich die Osnabrücker Wallfahrt nach Telgte schon dick im Kalender markiert, als Höhepunkt im Jahr“, so der Wallfahrts-Organisator.
Damit der Wallfahrt gerade für diejenigen, die sich in diesem Jahr zum ersten Mal auf den Weg machen, nicht ganz so mühsam wird, hat Karl-Heinz Schomaker einen Tipp: Bevor man zum Wallfahrtsbuch mit Liedern und Gebeten greift, sollte man sich zuerst einmal an das Lauftempo gewöhnen. Der Zug sei mit etwa fünf Stundenkilometern unterwegs und habe seinen eigenen Rhythmus. Wenn man den verinnerlicht habe, so Schomaker, komme man gut weiter und könne sich auf Lieder und Gebete konzentrieren.