„Fahren Sie neugierig, faul und gelassen in den Urlaub“

Natalia Löster ist Pastoralreferentin und seit zehn Jahren in der Seelsorge für Urlauberinnen und Urlauber im Bistum Osnabrück tätig. Hier erzählt sie, was dabei helfen kann, einen entspannten Urlaub zu verbringen, wie die „Seelsorge am Meer“ dabei unterstützt und was sie selbst braucht, um erholt aus der „schönsten Zeit des Jahres“ zu kommen.
Urlaub ist die schönste Zeit des Jahres, sagt man. Stimmt das?
Zumindest zeigt sich in den letzten Jahren vermehrt, dass der Urlaub eine geheiligte Zeit ist. Heutzutage ist die Welt einfach unglaublich schnelllebig. Viele Menschen haben gar keinen klassischen Sonntag mehr, der das Aufatmen mitten im Alltag ermöglicht und an dem man einfach mal alle Fünfe gerade sein lässt. Deshalb werden aus den Holidays wortwörtlich „holy days“ – und das ist auf jeden Fall eine besondere Zeit.
Ist Urlaub, ähnlich wie Weihnachten, eine Zeit, die viele Menschen mit Erwartungen überfrachten?

Viele fiebern förmlich auf ihren Urlaub hin – und das hat sicherlich auch etwas mit ihren Erwartungen zu tun. Vielleicht wünscht sich der eine Ruhe und Erholung, die andere Abenteuer und Action und jemand anderes Überraschung und Aufregung. Und dann sind wir häufig nicht alleine im Urlaub sondern in Gesellschaft unterwegs – auch hier kommen Erwartungen an das Gegenüber und das Miteinander ins Spiel. Klar ist auf jeden Fall: Je mehr konkrete Vorstellungen man davon hat, wie die Dinge zu laufen haben, umso eher kann man enttäuscht werden. Eigentlich wie überall im Leben.
Was sollte man für einen entspannten Urlaub denn in den Koffer packen – außer Badehose oder Wanderschuhe?
Ich empfehle, neugierig, faul und gelassen in den Urlaub zu fahren. Neugierig, um mit einer Offenheit auf die Dinge zuzugehen und sich überraschen zu lassen. Faul, weil sich viele Dinge eben doch im Tun ergeben, ohne dass zu viel Planung notwendig wäre. Und gelassen, weil die Dinge sowieso kommen, wie sie kommen, und es immer einen Weg gibt, damit umzugehen.
Und wie kann man einen schönen Urlaub verbringen, auch wenn es nicht optimal läuft, weil Regenwetter herrscht statt Sonnenschein, harte Matratzen in der Ferienwohnung liegen oder sich zu viele Menschen am Strand tummeln?
Man kann sich darüber freuen, wie sich das Licht bricht in den Tropfen, die an der Fensterscheibe runterlaufen. Man kann sich endlich wieder kreativ austoben und mit den Matratzen die bequemste aller Höhlen bauen – so wie früher, als man noch Kind war – und man kann am Strand die Buntheit und Vielfalt der Menschen bewundern, die – so wie ich – endlich auch Urlaub haben.
Was tut denn die Urlaubsseelsorge, um Menschen einen schönen Urlaub zu bereiten?
Wir haben vor allem ein offenes Herz für all die Menschen, die hier zu Gast sind. Und zwar mit all dem, was sie mitbringen – sei es Frust, Freude, Sorge oder Liebe. Und dann gilt auch hier das Motto: Schauen wir mal, was passiert! Dann gibt es natürlich verschiedenste Angebote, zum Beispiel liturgischer, meditativer oder kultureller Art. Und die ermöglichen es den Menschen, mit sich, Gott und untereinander in Kontakt zu kommen – egal ob am Strand oder in der Kirche, allein oder in Gemeinschaft. Und ach ja: Und wir bieten Kerzen an, die entzündet werden können. Die sind nämlich ein wahrer Dauerbrenner …
Und wie verbringt eine Urlauberseelsorgerin ihren Urlaub?
Mindestens einmal im Jahr auf jeden Fall mit vielen Büchern, lauter Musik und vielen Menschen auf einem Festival.