Frauen in Kirche steigen auf

Die Kirche ist weiblich – nicht nur als Wort, sondern vor allem im Engagement und immer mehr auch in der Führung, denn die Anzahl von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Weitere Infos

Ein Viertel der Beschäftigten im Vatikan sind weiblich und die Tendenz steigt, seit Papst Franziskus Oberhaupt der katholischen Kirche ist. Seit Juli 2021 ist Beate Gilles die erste weibliche Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz. Diese hat 2019 eine statistische Erhebung zur Anzahl von Frauen in Leitungspositionen deutscher Ordinariate und Generalvikariate veröffentlicht und sowohl auf der oberen als auch auf der mittleren Leitungsebene ist ein deutlicher Zuwachs zu sehen.

Auch im Bistum Osnabrück übernehmen viele Frauen Führungsrollen, z.B. bei der Leitung von Gemeinden und Verbänden oder in der Verwaltung. Was dabei aus ihrer Sicht wichtig ist, das verraten sie auf dieser Seite. Die Texte und Videos in voller Länge und weitere Statements von Frauen aus dem Bistum Osnabrück finden Sie auf dem Instagram-Kanal des Bistum Osnabrück.

Regina Wildgruber

Dr. Regina Wildgruber ist Leiterin des Referats Weltkirche und Freiwillige Dienste im Ausland:

Als weibliche Weltkirchenbeauftragte bin ich nach wie vor ein seltenes Exemplar. Die Mehrzahl meiner (sehr geschätzten!) Kolleg*innen in den anderen Diözesen sind Männer. Vielleicht, weil viele der weltkirchlichen Gäste Kleriker sind, die einen Kleriker, wenigstens aber einen Mann als Gegenüber erwarten. Vielleicht auch, weil es in den Weltkirchenreferaten oft um Geld geht, nämlich bei der Förderung von weltkirchlichen Projekten. Und Geld ist in der Kirche nach meiner Wahrnehmung definitiv ein Männer-Thema. Wie ich damit umgehe? Ich melde mich zu Wort. Am Anfang musste ich mir das bewusst vornehmen und mir in Sitzungen einen Wortbeitrag zurecht legen. Inzwischen klappt das Mitreden ziemlich mühelos. Ich lasse mich wählen und übernehme Vertretungsaufgaben, auch wenn ich dann im nächsten Gremium mitarbeite, in dem ich als Frau in der Minderheit bin. Ich wähle keine Männer mehr in Gremien, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Wenn z.B. für Verwaltungsräte mit weniger als einem Drittel Frauen wieder nur Männer kandidieren, stimme ich konsequent mit Nein. Ich verhindere damit keine Wahl – das möchte ich auch gar nicht – aber ich mache deutlich, dass ich nicht einverstanden bin und Veränderungsbedarf sehe. Und: In Runden, in denen ich die einzige Frau bin, schreibe ich keine Protokolle mehr.


Daniela Engelhard

Dr. Daniela Engelhard hat als erste Frau die Leitung des Seelsorgeamtes im Bistum Osnabrück übernommen; heute leitet sie das Forum am Dom:

Warum sprechen wir eigentlich immer noch über das Thema Frauen in der katholischen Kirche? […] Es ist noch viel zu tun. Als Frau in einer kirchlichen Leitungsposition seit vielen Jahren, kann ich bezeugen: Es hat sich eine Menge getan: Frauen leiten Kirchengemeinden, es gibt Seelsorgeamtsleiterinnen, Finanzdirektorinnen und Amtschefinnen von bischöflichen Ordinaritaten, sogar eine Generalsekretärin der deutschen Bischofskonferenz. […] Es ist wunderbar und muss weiter so gehen. Jede dieser Frauen trägt bei zu einem größeren Reichtum an Gaben, Kompetenzen und Erfahrungen. So entspricht Kirche mehr ihrem Auftrag.


Martina Kreidler-Kos

Die aktuelle Leiterin des Seelsorgeamtes ist Dr. Martina Kreidler-Kos:

Eine Frau, die schon vor Jahren eine wichtige Position in der katholischen Kirche inne hatte, hat mir an einer Stelle meiner Biografie einmal sehr geholfen. Ich hab damals zu ihr gesagt: Wie soll ich Ihnen jemals danken? Sie hat mir geantwortet: Helfen Sie einfach einer anderen Frau. Diese Antwort hat mich sehr beeindruckt und geprägt. Damit die Anzahl der Frauen in Leitungspositionen der katholischen Kirche wächst, braucht es solche Vorbilder und diese Form von Solidarität. […] Wir vergeben sonst Chancen und Begabungen, dass gilt auf allen Ebenen. […] Die Frauen, die kirchliches Leben gestalten wollen und können, die sind da, man(n) sollte sie nur machen lassen.


Christiane Becker

Seit 2018 gibt es im Bistum Osnabrück sowohl Frauen als auch Männer, die als Pfarrbeauftragte anstelle eines Pfarrers die Leitung von Kirchengemeinden übernehmen. Christiane Becker ist Pfarrbeauftragte in der Pfarreiengemeinschaft Fürstenau:

Christiane Becker, Frau, katholisch, Pfarrbeauftragte, Leitung von fünf Pfarreien. Richtig gehört. […] Langweilig war gestern – bunt, vielfältig und vor allem herausfordernd. Ja, das ist heute. Spannend wird es bleiben. […] Warum ich trotzdem noch dabei bleibe? […] Weil ich an den glaube, der möchte, dass es weitergeht. […] Durchhalten gehört zu einer meiner großen Stärken. Ich halte gerne durch, zusammen mit vielen anderen Leuten. […] Mir macht es weiterhin Freude, in dieser Kirche im Bistum Osnabrück aktiv zu sein.


Farina Dierker

Dr. Farina Dierker ist Leiterin und geschäftsführende Referentin der kfd Osnabrück und des Referats Frauenseelsorge im Bistum:

Frauen in Leitung in einem patriarchalen System wie der katholischen Kirche sind ein erster Schritt. Wichtig finde ich dabei aber, dass das patriarchale Strukturmoment nicht perpetuiert wird – Männer also einfach durch Frauen „ersetzt“ werden. Es geht um eine echte Veränderung, das Einüben neuer Haltungen in Leitung. Und ich habe den Eindruck, dass unser System und viele Vertreter:innen dazu in der Radikalität nicht bereit sind. Ob es Unterschiede in männlichem und weiblichem Leitungshandeln gibt, kann ich nicht sagen. Meine eigene Haltung ist v.a. durch Hinhören, immer wieder Nachfragen und die Suche nach gemeinsamen Entscheidungen geprägt. Das dauert und kostet alle Beteiligten Anstrengung.


Yvonne von Wulfen

Dr. Yvonne von Wulfen leitet als erste Frau das Personalreferat des Bistums Osnabrück:

Ich bin total begeistert, dass in den letzten Jahren so viele Frauen Führungsverantwortung in unserem Bistum übernommen haben. Ganz besonders die Frauen, die als Pfarrbeauftragte Verantwortung in Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften übernommen haben. Sie leiten mit so viel Einsatz, Engagement und Charisma ihre Gemeinden. Sie erfahren dafür Akzeptanz, sowohl in den Gemeinden vor Ort als auch im Bistum, als auch darüber hinaus. Ich danke euch dafür!

Weitere Infos

Um den Frauenanteil in Leitungspositionen in der katholischen Kirche in Deutschland zu erhöhen, hat der Hildegardis-Verein e. V. 2015 in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz das Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ entwickelt, an dem sich auch das Bistum Osnabrück beteiligt.