Gerechter Friede

Stein für Frieden
Bild: pixabay.com, Nennieinszweidrei

In seiner Botschaft zum 56. Weltfriedenstag schreibt Papst Franziskus: „Der Krieg in der Ukraine rafft unschuldige Opfer hinweg und verbreitet Unsicherheit, nicht nur für die direkt Betroffenen, sondern in diffuser und unterschiedlicher Weise für alle, auch für diejenigen, die tausende von Kilometern entfernt unter seinen Nebenwirkungen leiden ­– man denke bloß an die Getreidelieferungen und an die Kraftstoffpreise … Während man für Covid-19 einen Impfstoff gefunden hat, wurde gegen den Krieg noch keine geeignete Lösung gefunden.“

Seit dem 24. Februar 2022 ist für mich die katholische Friedenstheologie und Friedensethik in Frage gestellt. Seit Jahrzehnten haben pazifistische Positionen des Alten und Neuen Testaments ihren festen Platz in der Kirche. Nicht nur an Weihnachten wurde die Friedensbotschaft verkündet. Mit der Bergpredigt und der Botschaft der Gewaltlosigkeit war die religiös motivierte Friedensbewegung ein Teil der nationalen und internationalen Friedensbewegung. Bis zum 24. Februar 2022 habe auch ich mich damit in den Diskussionen einigermaßen sicher gefühlt. Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat sich das geändert. Mit einem Mal wurde ich ganz neu mit Fragen von Waffenlieferungen in Kriegsgebiete und dem Ausbau der militärischen Verteidigung konfrontiert. Politikerinnen und Politiker gaben innerhalb weniger Tage ihre pazifistische Haltung auf. Waffenexporte erscheinen notwendig. Jede kritische Anfrage steht im Verdacht, die Menschen in der Ukraine zu verraten und allein zu lassen.

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Auch in diesen Tagen der Rüstungsexpansion und des Krieges braucht es Menschen, die sich der Ratlosigkeit stellen und nicht sofort in militärische Strategien flüchten. Vor 23 Jahren hat die Deutsche Bischofskonferenz das Hirtenwort „Gerechter Friede“ verfasst. Dieses Dokument war eine Ermutigung und ein Meilenstein der katholischen Friedensarbeit. Im Angesicht des Krieges in der Ukraine und in anderen Ländern der Erde kann eine Weiterentwicklung der Friedensethik unter Einbeziehung der Aussagen von Papst Franziskus neue Bewegung und Innovationen in der Friedensarbeit auslösen. Natürlich wird es keine schnellen Lösungswege geben, aber in den kontroversen Gesprächen, im Dialog wird sich eine neue, realistische Friedensethik entwickeln. Ich kann den Aussagen von „Gerechter Friede“ auch heute nur zustimmen: „Mitten in einer Welt voll Krieg und Gewalt kann die Kirche nicht als Sakrament des Friedens wirken, wenn sie sich anpasst. Diese Welt braucht keine Verdoppelung ihres Unfriedens durch eine Religion, die zu allem Ja und Amen sagt …“

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