„Glauben ohne Geländer“, so lautet der Titel eines Buches des Dominikanerpaters und Lehrers Tiemo Rainer Peters. Darin führt er mit einem seiner Schüler Briefgespräche über brennende Fragen des Lebens, des Glaubens und der Theologie. Am 25. November 2017 starb Pater Peters im Alter von 79 Jahren an einer Krebserkrankung. Ich denke gerne an Gespräche mit ihm im Kloster Lage zurück. Seine schwere Krankheit zeichnete diese Begegnungen.
lm Augenblick kommt mir der Titel „Glauben ohne Geländer“ oft in den Sinn. Er beschreibt kurz und knapp die augenblickliche Situation eines Christen, zumal eines Katholiken. Viele Geländer werden uns genommen. Gemeinschaftserlebnisse sind in Coronazeiten selten. Gesprächskreise und Begegnung fallen schon seit Monaten aus. Besuche und Kontakte sind stark reduziert. Zeitgleich erleben wir eine dramatische Infragestellung der Kirche. Kirche wird fast nur noch mit Missbrauch in der Öffentlichkeit thematisiert. Positive Meldung sind selten. Die überzeugende und glaubwürdige Arbeit von Christen findet kaum Beachtung. Die Geländer des Glaubens werden uns genommen.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Das zeigt sich manchmal noch deutlicher in einer schweren Erkrankung. Es gibt die Situation der leeren Hände, der Sprachlosigkeit, der Finsternis. Ein Geländer ist nicht zu fassen. Ein Leben voller Zumutungen!
Als Christen haben wir kein zusätzliches Wissen zur Krisenbewältigung, außer dass wir Gottes Bestimmungen anfragen und anklagen können. Manche theologische Antwort ist nicht krisenfest, so manche gottlose moderne Antwort ist eine Scheinlösung.
Ich selbst kann mit diesen vielen Fragen leben. Dankbar bin ich für einen Glaubensweg, der sich auch ohne Geländer als sehr verlässlich erweist.