Im Team für die Gemeinde

Roswitha Kühle und Beate Wißmann vor der Kirche in Berge
Ein eingespieltes Duo: Roswitha Kühle und Beate Wißmann sind das Gemeindeteam in Berge. Bild: Bistum Osnabrück

Sie bezeichnen ihren ehrenamtlichen Job als „Kür“, beweisen dabei Managementqualitäten – und haben richtig Spaß daran: Roswitha Kühle und Beate Wißmann sind das Gemeindeteam in St. Servatius in Berge. Als Bindeglied zwischen Gemeinde und Hauptamtlichen haben sie so schon viele Projekte ins Leben gerufen und das Gemeindeleben in einigen Punkten ganz neu gestaltet.

Was 2014 als Modellprojekt gestartet ist, hat sich mittlerweile in vielen Gemeinden des Bistums Osnabrück etabliert: Auch in Berge gibt es seit 2014 ein Gemeindeteam. Roswitha Kühle ist von Anfang an dabei. 2020 stieß Beate Wißmann dazu, die außerdem Pfarrgemeinderatsmitglied, Kantorin und Organistin in der Pfarreiengemeinschaft ist. Das eigentlich bekannte Gesicht der Gemeinde wurde als Teil des Gemeindeteams schnell mit neuen Aufgaben betraut: „Kurz nach meiner Beauftragung kamen Leute auf mich zu: Ich sollte mich darum kümmern, dass die Stufe zur Marienkapelle besser beleuchtet wird. Ich war schon vorher sehr aktiv in der Gemeinde engagiert, aber erst jetzt hatten die Menschen offensichtlich das Gefühl, auch solche Wünsche an mich herantragen zu können.“ 

In die Gemeinde hören

Beate Wißmann und Roswitha Kühle auf der beleuchteten Stufe der Marienkapelle
Die Stufe vor der Marienkapelle ist nun beleuchtet! Das Gemeindeteam ist auch ansprechbar für ganz praktische Dinge, die das Gemeindeleben erleichtern.

Die Lampe hat Beate Wißmann zwar nicht persönlich eingebaut, aber dieses Beispiel zeigt, was die Arbeit eines Gemeindeteams auszeichnet: „Wir fühlen uns als Bindeglied zwischen dem hauptamtlichen Team und den Gemeindemitgliedern, uns darf jeder überall ansprechen. Wir sind der Mensch vor Ort, wenn sich die Hauptamtlichen immer etwas weiter rausziehen und meist kein Priester mehr im Ort wohnt.“

So sieht es auch Maria Bruns, die den Bereich Gemeindeentwicklung und Organisationsberatung im Bistum Osnabrück leitet und auch die Ausbildungskurse für die Gemeindeteams begleitet: „Gemeindeteams arbeiten vernetzt mit den anderen Leitungsgremien zusammen und haben vor allem die Aufgabe, in die Gemeinde zu hören und die daraus entstehenden Fragen zu stellen. Passt das, was wir tun zu dem, was die Menschen brauchen? Damit reflektieren sie auf besondere Weise das pastorale Geschehen und können Impulse geben für die Zukunft. Das ist eine wichtige Leitungsaufgabe auf Grundlage unserer Leitplanken einer Kirche der Beteiligung.“

Miteinander ins Gespräch kommen

Um mit den Gemeindemitgliedern ins Gespräch zu kommen, war die erste Amtshandlung des ersten Gemeindeteams Berge die Einführung eines Kirchencafés: Einmal im Monat lud es gemeinsam mit dem Pfarrgemeinderat nach dem Gottesdienst zu einem Treffen in der Kirche, um sich am Taufbrunnen auszutauschen und Gespräche über Gott und die Welt zu führen.

Das Fürbittbuch auf dem Altar
Wir legen unsere Bitten in deine Hände: Das Fürbittbuch wird in eine große Schale vor den Altar getragen.

Daraus entstanden sind viele Projekte: ein „Fürbittbuch“ zum Beispiel, in das die Gemeinde Fürbitten eintragen kann und das einmal im Monat im Sonntagsgottesdienst schweigend an den Altar gebracht wird, anstatt Fürbitten vorzutragen „Das hat etwas sehr Bewegendes“, sagt Roswitha Kühle.  

Aber auch die Art, wie christliche Feste in der Gemeinde gefeiert werden, hat sich den Bedürfnissen der Gemeindemitglieder angepasst: Das Krippenspiel 2020 wurde in eine große Turnhalle verlegt, damit möglichst viele Familien daran teilnehmen konnten und Allerheiligen wird seit einigen Jahren ganz neu gefeiert.

Menschen besser einbinden

Früher gab es einen Gottesdienst in der Kirche, im Anschluss folgte die Gräbersegnung durch den Priester. Roswitha Kühle: „Ich dachte oft: Meine Güte, so wenige Menschen im Gottesdienst, obwohl wir doch alle eine Beziehung zum Friedhof haben und Menschen, die wir vermissen.“ Die Idee des Gemeindeteams: Wir müssen den Gottesdienst auf den Friedhof verlegen und die Menschen besser einbinden. Mittlerweile kommen viel mehr Menschen, feiern gemeinsam einen Wortgottesdienst auf dem Friedhof, verlesen die Namen der Verstorbenen und segnen die Gräber selber: Man geht zu seinen Angehörigen oder auch zu verschiedenen Gräbern und segnet diese.

Kirche der Beteiligung

Aktuell gibt es im Bistum Osnabrück sieben aktive Gemeindeteams, im Laufe des Spätsommers/Herbst 2022 werden vier weitere Gemeindeteams beauftragt, ein bestehendes Team erhält Zuwachs. Die Idee beruht auf dem Konzept einer „Kirche der Beteiligung im Bistum Osnabrück“ und kann an Orten wirken, in denen sich beispielsweise kein örtlicher Pfarrgemeinderat um lokale Fragen kümmert. Oft sind auch die Hauptamtlichen nicht lokal zugeordnet, sondern für einen Aufgabenbereich innerhalb der Pfarreiengemeinschaft zuständig. Die Gemeindeteams sollen für die Menschen vor Ort ansprechbar sein und sich innerhalb ihres Gebiets um vier Bereiche besonders kümmern: „In Zukunft solidarisch handeln“, „In Zukunft glauben“, „In Zukunft Gottesdienst feiern“ und „In Zukunft Gemeinde gestalten“.

Im Vorfeld werden Angehörige von Verstorbenen aus dem vergangenen Jahr von der Pfarrsekretärin angeschrieben und gefragt, ob sie eine Fürbitte lesen möchten. Viele machen das gern, freuen sich, einen Beitrag zu leisten. „Manche fühlen sich noch nicht dazu in der Lage, jede Familie geht anders mit Trauer um, aber so kommen wir einfach ins Gespräch und das tut auch gut“, erklärt Beate Wißmann.

Es kommt Freude zurück

Roswi Beate Wißmann und Roswitha Kühle vor der Kirche in BergeRoswitha Kühle vor der Kirche in Berge
Ideen sind immer willkommen: Beate Wißmann und Roswitha Kühle planen neue Projekte.

Miteinander ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen, Dinge zu verbessern und Menschen einzubinden, darum geht es dem Gemeindeteam. Um Kontakt zu den unterschiedlichen Gruppen im Ort zu halten, ist auch das Projekt „Wertschätzung“ entstanden. Einmal im Jahr lädt das Gemeindeteam eine aktive Gruppe zu einem gemeinsamen Essen ein, um einfach mal Danke für das Engagement zu sagen, aber auch, um ihnen die Möglichkeit zu geben, Wünsche zu äußern. „Das hat den Gruppen bisher so gutgetan, wenn man sie einfach mal lobt für ihre Arbeit und davon lebt doch die Gemeinde!“ Und aus einem solchen Gespräch entstehen wieder neue Ideen, wie die zu einem Projektchor, der mit 30 bis 40 Sängerinnen und Sänger zum Einsatz kam …

Wenn die beiden Frauen von den vielen Projekten berichten, sprühen sie vor Begeisterung, sie sprudeln vor Ideen und haben das Gemeindeleben verändert, vielleicht auch das kirchliche Leben in Berge mehr an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. Aber auch die Arbeit mit den Hauptamtlichen und den Gremien läuft sehr gut, sie sind im ständigen Austausch. Roswitha Kühle: „Ich war selber auch schon im Pfarrgemeinderat aktiv, aber die Arbeit im Gemeindeteam ist wie die Kür beim Eiskunstlaufen. Wir dürfen uns etwas ausdenken und neu schaffen. Das ist spannend, macht Spaß und es kommt Freude zurück.“

Weitere Infos

Maria Bruns lobt das Engagement der Gemeindeteams im Bistum: „Ich bin fasziniert davon, Menschen zu erleben, die hoch spirituell sind und sich und ihr Leben mit dem Evangelium verbinden. Aus diesem tiefen Glauben heraus, der auch ihre Motivation ist, übernehmen sie Verantwortung für ihren Ort – und dann wird es plötzlich sehr praktisch vor Ort mit anderen zusammen.“