Jesus in jedem von uns

Mann sitzt neben Regenbogen
Bild: photocase.de, kallejipp

Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Matthäus 25, 40

 

Neulich wollte ich kurz beim Netto rein. Nur ein, zwei Sachen besorgen. Ich war in Eile und wollte zügig weiter. Vor dem Eingang stand ein junger Mann, der mir recht aufdringlich einen Becher entgegen hielt. Der junge Mann bettelte um Geld.

Eigentlich wollte ich einfach an ihm vorbei gehen. Nicht jetzt. Nicht heute. Ein anderes Mal …

Aber Not kennt meinen Terminkalender nicht. Und irgendwie war da doch auch dieses Gefühl in mir, dass ich dem Mann etwas Gutes tun möchte … Aber nicht, indem ich ihm lieblos etwas Kleingeld in seinen Becher werfe. Ich möchte konkret helfen. Jetzt sofort und sichtbar.

Ich sage dem Mann bestimmt, dass er von mir kein Geld bekommt, ich aber jetzt in den Laden gehe. Wenn er etwas haben möchte, werde ich es ihm kaufen. Nach ein paar erklärenden Sätzen, der junge Mann kann unsere Sprache nicht besonders gut, sagt er mir, was er möchte: „Salame“.

Das Bibelfenster

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Ich weiß nicht, was das bedeutet, vielleicht möchte er eine Salami? Ich bedeute ihm, mir im Geschäft zu zeigen, was er möchte. Er führt mich durch den halben Laden. Letztlich landen wir nicht bei den Wurstwaren, sondern in der Baby-Abteilung. Er zeigt auf ein Paket Windeln und zieht ein Foto aus der Tasche. Darauf zwei kleine Babys. Ich verstehe: Er hat zwei kleine süße Babys, und die brauchen Pampers. Ich erkläre ihm, dass er draußen warten kann, während ich noch meine eigenen Sachen einkaufe.

An der Kasse fragt die Kassiererin, die sehr skeptisch beobachtet hat, wie ich mit dem jungen Mann den Laden betreten habe: „Ist er jetzt weg?“

Ich antworte: „Ich hoffe nicht, denn ich kaufe dieses Paket Windeln für ihn und seine zwei süßen Babys.“

Die Kassiererin antwortet unerwartet liebevoll: „Ja, gerade hat ihm eine Frau auch schon etwas zu essen vom Bäcker gekauft.“

Ich verlasse den Laden und gebe dem jungen Mann die Windeln, die er in seiner Tasche gut verstaut. Er bedankt sich mehrfach. Ich lächle und wünsche ihm alles Gute und auf dem Weg zum Auto wird mir klar, dass ich zu danken habe: Gerade noch eher genervt durch den Tag gegangen, hat diese Aktion mir mein Herz erwärmt und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Das wäre nicht passiert, wenn ich ihm einen oder zwei Euro in seinen Becher geworfen hätte und schon mal gar nicht, wenn ich ihn einfach ignoriert hätte. So haben wir beide etwas davon gehabt …

Wenn ich davon ausgehe, dass in jedem Menschen Jesus Christus sein könnte, und ich in jedem Menschen die göttliche Königswürde erahne, auch wenn es äußerlich vielleicht alles andere als königlich aussieht, dann bringt das nicht nur wirklich JEDEM Menschen die laut Grundgesetz unantastbare Würde, sondern es verändert auch mich und mein Leben.

Pastoralreferentin Eva Schumacher