Kein Stein wird auf dem anderen bleiben
Seiner Silvesterpredigt 2020 hat Bischof Franz-Josef Bode ein Bibelwort nach Lukas vorangestellt: „Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleibt, der nicht niedergerissen wird“ (Lukas 21,6). Angesichts der Coronakrise und den mit ihr verbundenen beschleunigten gesellschaftlichen Veränderungen sieht Bode die Kirche vor einer Zeitenwende.
Die Verunsicherung und Angst seien groß angesichts der Abbrüche von Traditionen, von religiösem Wissen, von den Zahlen derer, die zum Gottesdienst kommen. Vieles gehe verloren, was Kirche heute ausmache, so der Bischof am Silvesterabend im Dom St. Petrus: „Kein Stein wird auf dem anderen bleiben – das heißt für mich auch, dass viel von dem, was uns getragen hat, zerstört wird, dass aber die Steine bleiben, die Urerfahrungen unseres Glaubens, die tragfähigen Steine, die neu zusammengestellt und aufgebaut werden müssen, neu aufgeschichtet, um die Geschichte, in diesem Fall ‚das Geschichte‘, das Geschichtete unseres Glaubens, Hoffens und Liebens von Grund auf zu erneuern. … Kein Stein wird auf dem anderen bleiben, aber mit den Steinen lässt sich weiterbauen an Räumen, die offen und weit sind und zugleich erkennbar als Haus Gottes und Leib Christi, lebendig durch die Menschen, die sich den neuen Herausforderungen stellen.“
Weitere Infos
- Hier können Sie die Silvesterpredigt als PDF herunterladen.
- Und hier geht’s zur Weihnachtspredigt von Bischof Franz-Josef Bode.
Dabei seien Christen herausgefordert, sich in die Welt einzubringen. Diese Erwartung hätten auch nach wie vor viele Menschen: „Es geht besonders für uns als Kirche um eine neue Haltung: dass wir uns wirklich auf das Leben der Menschen einlassen, dass wir uns bemühen, sie besser zu verstehen, dass wir mit ihnen zusammen auf der Suche sind und voneinander lernen.“ Besonders wichtig sei dabei, dass Kirche niemals an den Niedergeschlagenen am Wege vorbeigehen und sie liegenlassen dürfe, ob sie einheimisch seien oder fremd. Die christlichen Kirchen müssten zusammen mit allen Menschen guten Willens die Herberge sein, in der Heilung an Leib und Seele möglich werde.
Hier können Sie sich die ganze Predigt im Video ansehen: