Lebensgefühl: Videokonferenz
Mittlerweile habe ich mich an Videokonferenzen gewöhnt. Sie gehören derzeit für mich, wie für so viele andere Menschen, zu meinem Alltag. Sitzungen, Konferenzen und auch die Versammlung der Mitglieder des Synodalen Wegs finden in dieser Woche ganz selbstverständlich digital statt.
Die Technik streikt immer seltener und inzwischen weiß ich sogar so manches an den virtuellen Treffen zu schätzen: Keine langen Anfahrtswege, kein Stau, keine Zugverspätung und während der Sitzungen die Chance, sich mal schnell einen frischen Tee zu kochen.
So vorteilhaft und so gut es ist, dass es diese digitalen Möglichkeiten gibt, vermiss ich doch etwas: das menschliche „Dazwischen“. Die Begegnungen und Kontakte am Rande solcher Treffen. Die kurzen Gespräche in der Pause, die nicht der Tagesordnung folgen, die beiläufigen Begegnungen auf dem Flur, der zufällige Austausch bei einer Tasse Kaffee im Stehen zwischen zwei Vorträgen.
Und auch in den Konferenzen fehlt so manches Mal das unmittelbare Erleben: Gesten gehen im Bildausschnitt der Kamera verloren und die Mimik mit Headset ist eben doch eine andere. Und unternimmt man gar den Versuch, der Gesprächspartnerin oder dem Gesprächspartner direkt in die Augen zu schauen, muss man direkt in die Kamera blicken, wodurch man das Gegenüber selbst wiederum aus dem Blick verliert. Manches Mal ist es schon eine bizarre, wenn auch derzeit notwendige Form der Kommunikation.
Über den Autor
Johannes Wübbe ist Weihbischof im Bistum Osnabrück. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn beschäftigt – in seinen Blogbeiträgen können Sie das verfolgen.
Es fehlt das „Dazwischen“. Das ist das, was in den vergangenen Monaten zu kurz kommt: Die ungeplanten Begegnungen – und das nicht nur in Videokonferenzen.
Und bis es die wieder gibt?
Von Papst Franziskus stammt der Satz: Die Atemluft eines Christen ist die Hoffnung.
Ich möchte das mal so übersetzen: Ich bin der festen Hoffnung, dass wir auch in nicht allzu ferner Zukunft Möglichkeiten des Treffens haben, wo das „Dazwischen“ wieder seinen festen Platz haben wird. Und solange werden wir die vorhandenen Möglichkeiten der Kommunikation so nutzen und weiter verfeinern, dass sie nahe dran sind an dem, wonach wir uns schon jetzt sehnen.